Duisburg.. Zum wiederholten Male sind Duisburger Opfer des so genannten Homejackings geworden. Autodiebe stiegen bei ihnen ins Haus ein, um die Autoschlüssel zu entwenden. Sie stahlen einen Mercedes. Noch fehlt jede Spur vom Fahrzeug.

Die traurige Gewissheit reifte beim Ehepaar Kreifelts aus Mündelheim am Mittwochmorgen in der Frühe. Das Auto, am Abend zuvor noch in der Einfahrt abgestellt, war plötzlich verschwunden. Doch nicht einfach aufgeknackt und weggefahren. Nein, die Diebe waren als Einbrecher dafür sogar in ihr Haus eingedrungen. Dass in der ersten Etage die Eheleute schliefen, machte den Verbrechern offenbar nichts aus.

Schließzylinder entfernt

Der Schock sitzt bei Karl-Heinz Kreifelts noch tief. Die erste Nacht nach dem Einbruch habe er kaum ein Auge zugemacht, meint der 61-jährige Mündelheimer einen Tag nach dem Vorfall. Von den Einbruchsspuren ist kaum noch etwas zu sehen. Schlüsseldienstmitarbeiter haben innerhalb kurzer Zeit ein neues Schloss in der massiven Holztür eingesetzt. Tiefe Kratzer haben sich dort eingegraben. Sie zeigen, wie die Einbrecher zu Werke gegangen waren. Zuerst hatten sie die Abdeckung zum Profil-Zylinder entfernt und dann denselbigen herausgeschlagen. Ohne das Schloss hatten die Einbrecher trotz Fünffach-Schließmechanismus mit dem entsprechenden Werkzeug schließlich leichtes Spiel und kamen ins Haus. Die schlafenden Kreifelts bemerkten nichts davon.

Zündschlüssel waren das Ziel

Dass sich die Einbrecher im Eigenheim befanden, war erst kaum ersichtlich. „Sie haben nichts verwüstet“, erklärt Karl-Heinz Kreifelts. Im Wohnzimmer steht alles an seinem angestammten Fleck. Weder Schmuck, noch Bargeld fehlen. Einmal ins Haus gelangt, müssen die Diebe es in Windeseile wieder verlassen haben. Vermutlich hielten sie sich ausschließlich im Flur auf. Ihr Ziel: die Autoschlüssel zum in der Einfahrt geparkten Mercedes, Modell C 220 CDI. Wie viele andere Menschen auch hatten die Kreifelts den Zündschlüssel an der Garderobe im Flur abgelegt. Daneben Handtaschen und die Geldbörse. Auch dies ließen die Einbrecher mitgehen. Weitere Beute interessierte sie offenbar nicht.

Innerhalb kurzer Zeit wurde bereits zum zweiten Mal eine Familie in Duisburg Opfer des so genannten Homejackings. Eine neue Variante des Carjackings (zu dt.: Autoentführung) Anders als beim Klau eines Autos, bevorzugen die Homejacker den Einbruch in das dazugehörige Haus. Dies ist für die Verbrecher manchmal einfacher, als einen Pkw zu knacken. Ein weiterer Vorteil für die Autoentführer: Am gestohlenen Fahrzeug entstehen keine Einbruchsschäden. Das schmälert nicht den Marktwert des erbeuteten Pkws.

Einen ähnlichen Vorfall hatte es vor kurzer Zeit in Baerl gegeben. Doch noch sieht die Polizei keine neue Verbrechenswelle auf Duisburg zurollen. Gleichwohl weiß Stefan Hausch, Pressesprecher der Polizei: „Diese Banden beackern häufig für gewisse Zeit einen bestimmten Landstrich und verschwinden dann wieder, weil das Entdeckungsrisiko steigt.“ In vielen Fällen stammten die Verbrecher aus Osteuropa. Dies sei häufig auch das Ziel der erbeuteten Autos. „Innerhalb weniger Stunden werden die Autos umfrisiert und mit Papieren von verschrotteten Autos versehen“, so der Polizeisprecher. Auf dem Schwarzmarkt lässt sich damit gutes Geld verdienen.

Um ähnliche Einbrüche zu vermeiden, rät die Polizei zu Sicherheitsvorkehrungen, besonders in Einfamilienhäusern. Etwa mit Riegeln vor der Haustür. Obwohl Karl-Heinz Kreifelts nichts von einer „Aufrüstung à la Fort Knox“ hält, hatte er vorgesorgt. Gerade erst wurde die Terrassentür mit neuen Schlössern sicherer gemacht. Es hat nicht geholfen. Gegen eine skrupellose Homejacking-Bande.