Huckingen. . Horst Wegner stellte sich bei der Abstimmung zur CO-Pipeline gegen seine Partei. Der Bezirksvertreter aus dem Duisburger Süden bekam Applaus und sogar Lob von seinen politischen Gegnern. Sein Parteifreund Thomas Wolters aus dem Umweltausschuss wurde ausgebuht.

Sein liberaler Parteifreund erntet wüste Beschimpfungen. Bezirksvertreter Horst Wegner aber wird von den Zuhörern gefeiert. In der Sondersitzung zur CO-Pipeline zeigt sich, dass der Begriff „liberal“ innerhalb der FDP sehr unterschiedlich definiert wird. Es ist ein öffentlicher Streit über Grundhaltungen entbrannt.

Thomas Wolters für Bayer-Projekt

Die industriefreundliche Haltung vertritt Thomas Wolters. Die Stimmung in der Sitzung ist schon klar gegen die Pipeline. Da ergreift der 50-Jährige das Wort. Wolters, der in der gemeinsamen Sitzung für die FDP im Umweltschuss sitzt, präsentiert sich als Unterstützer des Bayer-Projekts. Das Publikum quittiert das mit Pfiffen. Der Familienvater zeigt sich unbeeindruckt. Wolters stellt den Antrag, dass die Stellungnahme der Stadt nicht im Namen der Stadt verfasst wird, sondern nur im Namen von SPD, Grünen, CDU und Linken. Die anderen Abgeordneten weisen darauf hin, dass so etwas ungewöhnlich wäre. Stadtmeinungen sind seit jeher nur Mehrheitsmeinungen.

Wolters redet sich in Rage. Die Stimmung kippt völlig, als sich der Rheinhauser zu der These hinreißen lässt, dass jede andere Gasleitung in Duisburg mehr Gefahrenpotenzial berge als die Kohlenmonoxid-Pipeline – wenn sie denn mal in Betrieb genommen wird. Wolters verhöhnt die Feuerwehr für ihre ablehnende Stellungnahme. Im Publikum fällt der Begriff „Drecksack“. Ein alter Mann lässt Schimpftiraden los.

Dann schlägt die Stunde von Horst Wegner. Er müsse doch noch das Wort ergreifen, sagt der FDP-Bezirksvertreter aus dem Süden. Und dann schwenkt der Mathematiker klar auf Gegenkurs zu seinem Parteifreund ein. Wegner erinnert an die Art und Weise, wie der Pipeline-Bau seinerzeit durchgepeitscht wurde, wie Menschen ihre Grundstücke für die Trasse hergeben mussten. „Ich fand es nicht gut, dass eine liberale Partei diesem Enteignungsgesetz zugestimmt hat“, sagt Wegner. Und dann der Paukenschlag: Als Anwohner des Duisburger Südens könne er die Pipeline nicht befürworten. Das Publikum feiert Wegner.

In den anderen Parteien beginnt ein Tuscheln. Die Sympathien hat Horst Wegner auf seiner Seite, jener streitbare Geist, der kurz mal bundesweit Prominentenstatus erreichte, als er im Urlaub auf Langeoog von der TV-Sendung „Verstehen Sie Spaß?“ reingelegt wurde.

Gerwin Ruske (Grüne) lässt es sich nicht nehmen, die Pipeline-Sache vor Publikum zu kommentieren: „Ich bin froh, dass ich in der Bezirksvertretung sitze. Da gibt es noch aufrichtige FDP-ler.“