Ungelsheim.. Vogelexperte beruhigt: Die Zahl der „diebischen“ Vögel ist konstant
20 Elstern auf einen Schlag beobachtet Familie Oles an manchen Tagen von ihrem Garten an der Goslarer Straße aus. Gleichzeitig haben Ulrike Stompel-Oles und andere Anwohner den Eindruck, dass die Anzahl der Singvögel im Stadtteil zurückgegangen ist. Sie befürchten, dass dieser Rückgang auf das Konto der Elstern geht. Die Stadtteil-Redaktion fragte dazu Jürgen Hinke, Vogel-Experte und Vorsitzender des Duisburger Naturschutzbundes.
„Der Eindruck täuscht. Der Bestand der Elstern ist konstant, genauso wie der Bestand der anderen Singvögel“, sagt Hinke. Man glaubt es kaum, wenn man eine Elsternschar schackern hört: Aber diese Vögel gehören tatsächlich auch zur Gattung der Singvögel.
Dass sich die Elstern im Herbst zusammenrotten, sei ganz normal. „Das Nahrungsangebot nimmt dann ab, deshalb gehen die Vögel gemeinsam auf die Jagd. Das ist effizienter“, so Hinke.
Die Elstern suchen sich einen hohen Baum oder ein Dach, um nach Futter Ausschau zu halten. „So eine Ansammlung von Vögeln sticht natürlich mehr ins Auge als ein einzelnes Exemplar“, sagt Hinke. Im übrigen müssen sich Elstern ihrerseits gegen die wachsende Zahl der Rabenkrähen durchsetzen. „Diese Vögel, die früher in der Stadt so gut wie gar nicht vorkamen, sind kräftiger. Sie vertreiben die Elstern“, sagt der Vogelkenner.
Der Ruf der „diebischen“ Elster ist nicht der beste. Sie wird argwöhnisch als Nesträuber beäugt. „Es ist richtig, dass sich Elstern zur Brutzeit von April bis Juli an Nester ranmachen. Das gehört zur natürlichen Auslese“, kommentiert Hinke. Elstern, die im übrigen hauptsächlich Insekten, Würmer und Grünzeug fressen, suchen vor allem die Nester auf, die schlecht versteckt sind. „Die Vögel müssen mit ihren Kräften haushalten. Wenn es zu aufwändig ist, an ein Nest heranzukommen, lohnt sich der Aufwand für die Elstern nicht.
Allerdings sind Buchfinken, Meisen oder Rotkehlchen durchaus lernfähig. Wenn ihr Nest einmal geplündert wurde, verbergen sie die Brut das nächste Mal sorgfältiger. Das Problem: Die Vögel finden immer weniger Verstecke. „Es fehlen zunehmend heimische Gehölze wie Weißdorn oder Eberesche“, kritisiert der Naturschützer. Ideal wären auch Totholzstapel. Reine Rasenfläche taugen dagegen wenig. „Wer viele Singvögel hören will, kann keinen aufgeräumten Garten haben“, sagt der Mann vom Nabu.
Ein Vogel macht sich in unserer Region tatsächlich rar: der Haussperling. Das liegt allerdings nicht an den „bösen“ Elstern, sondern daran, dass gedämmte Häuser keine Spalten mehr bieten, in denen die Sperlinge brüten könnten.