Hüttenheim.


Sie ist fast vier Meter hoch, die hölzerne Kabeltrommel, und dreht sich gemächlich. Gut elf Zentimeter Durchmesser hat das schwarze Kabel, das ein Arbeiter mit der Hand führt, ehe es über Rollen nach ein paar Metern in einer Baugrube verschwindet. Drei dieser Kabel, Phasen genannt, bilden die neue Hochspannungsleitung vom Umspannwerk am Heidberg zu den Hüttenwerken Krupp-Mannesmann (HKM). „Wir haben sie mit Tiefladern transportieren und mit einem Kranwagen absetzen lassen“, erklärt Bauleiter Emin Dzeladini vom Kölner Kabelhersteller „NKT Cable“.

Die ersten Rohre für die mächtigen Kabel liegen bereits seit Frühjahr im Boden. Diese Woche ist das Einziehen der Kabel angesagt. Die zehn Tonnen schwere Kabeltrommel ist erstaunlich schnell abgewickelt. Eine Stunde dauert es ungefähr für 840 Meter. Mit 20 Metern pro Sekunde bewegt sich die schwarze Schlange. Damit das so schnell geht, muss Christian Stoinski von Wassermann-Kabeltechnik aus Brandenburg ständig Gleitmittel um den Kabelmantel schmieren.

Axel Heyer ist Projektleiter bei HKM und für die 2,4 Kilometer lange Leitung zur Hütte zuständig. Er ist zufrieden, als er auf der Baustelle nach dem Rechten sieht. Die beauftragten Firmen verfügen augenscheinlich über viel Routine. Auch in Hüttenheim handelt es sich an diesem Tag nicht um den ersten Abschnitt, in den sie das Kabel einziehen. Vielmehr steht die Strippenzieherei fast vor dem Abschluss.

Mächtige Magnetfelder müssen beherrscht werden

Am Ungelsheimer Graben steht eine Seilwinde. Die zerrt mit der Kraft einer kleineren Rangierlok an dem Kabel. „Wir dürfen das Kabel mit maximal 5,4 Tonnen Kraft anziehen“, erklärt Heyer. In der Regel genüge die halbe Zugkraft. Nur wo es um viele Ecken herum oder bergauf gehe, müsse die Winde etwas stärker ziehen.

Auf ihrem Weg verläuft die Leitung unter einem Feld. Mitten auf dem Feld befindet sich eine „Muffengrube“. Drei solcher zweieinhalb Meter tiefen Gruben mussten angelegt werden. Denn in ihnen werden die Kabel durch Muffen, übergroße Verbinder, miteinander verknüpft. Das hört sich einfacher an, als es ist. Denn jedes Kabel besteht nicht nur aus der eigentlichen Aluminium-Ader. Hinzu kommt ein ganzer Kranz von so genannten halbleitenden Schichten. 110 Kilovolt Stromspannung wollen nämlich beherrscht werden.

Im Umfeld gibt es elektromagnetischen Felder, die ihre gefährliche Eigendynamik haben können. „Ein paar Sandkörner“, erzählt Elektroingenieur Heyer, „können die magnetischen Felder derart beeinträchtigen, dass das Kabel sich an den entsprechenden Stellen erhitzen kann.“ Isolationsschäden wären die Folge. Deshalb ist die Grube fein säuberlich ausgekleidet. Das Verbinden muss fast steril stattfinden.

690 000 Euro für die Verlegung von 7,2 Kilometern Kabel

Auch in engeren Kurven könnte es zu Störungen kommen. Deshalb muss das Kabel auch im großzügigen Drei-Meter-Radius zur Einspeisestation verlegt werden.

Gerade lässt ein Arbeiter die Kabeltrommel mit einer hydraulischen Winde herab, die gleich anschließend an der dahinter liegenden Trommel angesetzt wird, um sie anheben und abrollen zu können. Schließlich müssen an diesem Tag dreimal 840 Meter Kabel eingezogen werden. Der Zeitplan ist eng gesteckt und alle Arbeitsschritte sind im Vorfeld genau berechnet. Das lange Kabel ist in Abschnitte zu zweimal 400 und zweimal 800 Metern aufgeteilt. „Allein das Kabelziehen kostet für 7,2 Kilometer rund 46 000 Euro“, sagt Axel He­yer. Die gesamten Kabelarbeiten kosten 690 000 Euro.