Huckingen..
Die Nationalspielerinnen wohnen ziemlich abgeschottet im Landhaus Milser.
Für einen Stadtrundgang haben sie kaum Zeit - trotz einiger Ex-Duisburgerinnen im Kader.
Seit einer Woche schaut Deutschland auf den Süden. Also, zumindest der Teil Deutschlands, der sich für Frauenfußball interessiert. Die Nationalmannschaft bereitet sich im Landhaus Milser auf das EM-Qualifikationsspiel gegen die Türkei am Mittwoch im Sportpark vor. Von Huckingen bekommen die Spielerinnen allerdings nur wenig mit – der Deutsche Fußballbund (DFB) lässt ihnen kaum Zeit zur Stadterkundung.
Nadine Angerer ist lässig
Nadine Angerer kommt direkt vom Mittagessen in den Tagungsraum „Taverna“. Die 33-Jährige ist eine der Stars der Frauen-Nationalmannschaft, die Torhüterin hat über 100 Länderspiele gemacht, ist viermal Europa- und zweimal Weltmeisterin geworden. Nun nimmt sie auf einem Holzstuhl Platz. Angerer wirkt sehr lässig: wache Augen, schwarze Trainingsjacke, graue Jogginghose, Turnschuhe mit lila Schnürsenkeln.
Der DFB hat einen Stuhlkreis aufgebaut, Angerer soll einer Handvoll Sportjournalisten erzählen, was Sportjournalisten eben so wissen wollen. Sie spricht von ihrem Knorpelschaden, wegen dem sie monatelang nicht spielen konnte („bin mit Lockerheit an die Sache rangegangen“), vom WM-Aus vor einem Jahr („überhaupt kein Thema mehr“) und von ihren Mannschaftskolleginnen vom 1. FFC Frankfurt („passen alle menschlich super zusammen“).
Seit vergangenem Dienstag ist die Nationalmannschaft in Duisburg, unterbrochen von einem Kurztrip zum Auswärtsspiel in Kasachstan. Nun freut sich Nadine Angerer auf einen freien Nachmittag, sie will in die Innenstadt fahren, shoppen. Dafür blieb bislang kaum Zeit, der Tagesablauf ist streng strukturiert. Nach dem Frühstück beginnt um 10 Uhr das Torhütertraining in Wedau, um 13 Uhr ist Mittagessen, dann Zeit für Interviews. Falls keine anstehen – Pause. Um 16 Uhr das zweite Training, 19 Uhr Abendessen, dann Videoanalysen, schließlich Massage. Erst dann haben die Elitekickerinnen etwas Zeit für sich.
Malente war früher
Einen Rhein-Ruhr-Reiseführer brauchen sie nicht, für die Insidertipps sorgen Simone Laudehr, Annike Krahn und Fatmire Bajramaj. Diese drei haben lange beim FCR Duisburg gespielt, für sie ist die Vorbereitung in Huckingen und Wedau mit einer Rückkehr in die alte Heimat verbunden. „Beim Essen habe ich vorhin noch mit Nike zusammen gesessen“, erzählt Angerer, „sie hat mir Tipps gegeben, wo man mal hingehen kann.“ Wenn sie wollten, könnten die Frauen die die ganze Nacht im Delta, Pulp oder in irgendeiner anderen Disco verbringen. Silvia Neid, die Trainerin, kontrolliere nicht allzu streng, sagt DFB-Sprecher Niels Barnhofer: „Da sitzt keiner an der Tür.“ Stattdessen ist Eigeninitiative gefordert: „Das sind schließlich erwachsene Menschen.“