Serm.

Wer in einem Viertel wohnt, das nicht mit Glasfaser verkabelt ist, muss sich entweder an den Kabelkosten beteiligen oder der Telekom genug Kunden liefern, damit er in den Genuss des Hochgeschwindigkeits-Internets kommt. Im Ort hat sich der Bürgerverein bereit erklärt, der Telekom 100 Interessierte zu vermitteln, damit der für den Osten des Dorfes zuständige Verteilerkasten an das Glasfaserkabel angeschlossen wird. Weiter westlich, also im Dorfkern, gibt es die entsprechende Leitung. 86 Anträge hat Wilhelm Kemper für den Bürgerverein schon eingesammelt. Jetzt fehlen ihm noch 14 Bewerber.

Telefon- und Internet-Kunden kommen im Neubaugebiet Zum Bockekamp, Zum Peschekamp, Zur Kreienhütt, aber auch am Breitenkamp und an der östlichen Dorfstraße bislang nur in den Genuss von DSL 6000, das sind Leitungen mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von bis zu 6000 Megabit pro Sekunde (Mbit/sec). „In der Praxis sind das so 2000 Mbit/sec“, sagt Kemper. „Bei bestimmten Aktionen im Internet muss man halt länger warten.“ Digitales Kabelfernsehen in höchster Qualität erfordert gar eine Übertragungsgeschwindigkeit von mindestens 25 000 Mbit/sec. Einzelne Anschlusswünsche konnte die Telekom bislang nicht erfüllen.

Daraufhin ließ sich der Bürgerverein im September 2011 informieren, welche Möglichkeiten es gibt. Die Option, pro Anschluss zusätzlich 100 Euro zu bezahlen, wurde rasch verworfen. Stattdessen erklärte sich Kemper bereit, die Bestellungen für den Bürgerverein zu bündeln. 40 000 Euro koste der Ausbau, sagt er. Bei mindestens 100 Verträgen übernimmt die Telekom das demnächst kostenlos.

„Private Unternehmen bieten es gar nicht an“, sagt Kemper. Für „nur“ 16 000 Mbit/sec wollte der Bürgerverein den Aufwand aber nicht treiben. Die Telekom habe sich verpflichtet, binnen zwölf Monaten nach Abschluss des 100. Vertrages VDSL 50 000 mit einer garantierten Mindestleistung von 25 000 Mbit/sec zu liefern. „Das ist hier nur aufgrund individueller Vermessung möglich“, so Kemper. „Denn erst mit mindestens 25 000 Mbit/sec kann die ganze Palette der modernen Angebote genutzt werden.“ Die Kunden müssen ei­nen Zweijahres-Vertrag abschließen.

Normalerweise, so erfahren wir bei Telekom-Pressesprecherin Katja Werz, sind es Städte und Gemeinden, die sich zusammen mit der Telekom die Kosten der Verlegung eines Glasfaserkabels in abgelegenen Vierteln teilen. Dafür gibt es eigens eine so genannte „Bürgermeister-Hotline“. Rund 3000 solcher Kooperationen gebe es bundesweit. Bei dem Projekt in Serm handele es sich außerhalb Bayerns um ein Pilotprojekt, dass also die Telekom zusammen mit einem privaten Organisator vor Ort an den Netzausbau geht. „Es wäre aufgrund der geringen Kundenzahl für uns unwirtschaftlich“, gibt Werz zu bedenken. Eine gesetzliche Verpflichtung, den höchsten Standard überall zu verlegen, gibt es nicht.

Ursprünglich hatte sich der Bürgerverein es zum Ziel gesetzt, die 100 VDSL-Kunden bis Ende August zusammenzuhaben. Weil noch 14 Verträge fehlen, wurde die Frist um 14 Tage verlängert.

Wilhelm Kemper steht für Interessierte in dem Bereich unter 78 90 13 zur Verfügung. Garantien und Gewährleistungen für die Angebote der Telekom kann er natürlich nicht übernehmen.