Süd. . Die Rolltreppen an der U-Bahnhaltestelle am Waldfriedhof funktionierten am Dienstag immer noch nicht. Viele Fahrgäste, die älter sind und zum Friedhof gelangen möchten, schreckt das ab.

Wer den U-Bahnhof Neuer Friedhof nutzen möchte, sollte am besten einen großen Bogen in Kauf nehmen. Denn die im Umbau befindliche Haltestelle strotzt vor Stolperfallen. Dabei sollten die Bauarbeiten doch längst abgeschlossen sein. Fertig ist jedoch so gut wie gar nichts. Und überhaupt: Die Baustelle wirkt verwaist.

Helga Neumann aus Ungelsheim hat genug vom Stillstand. Die 77-jährige Rentnerin kommt mindestens einmal in der Woche mit der U-Bahn-Linie 79 zum Waldfriedhof, um hier die Gräber ihres Ehemannes und des Enkelkindes zu pflegen. An der Haltestelle „Neuer Friedhof“ fühlt sie sich unwohl. „Überall diese Schmierereien“, meint sie. Den Zustand empfindet sie als „katastrophal“. Doch dies ärgert sie nicht am meisten. Es ist vielmehr der monatelange Stillstand, der hier herrscht.

An vielen Stellen hängen Baustellenschilder, sind Bauzäune aufgestellt und Bretter angenagelt, aber nirgendwo ist ein Bauarbeiter zu sehen, der die Renovierung vorantreiben könnte. Alles scheint irgendwann mal angefangen und nicht zu Ende gebracht worden zu sein. Gravierendes Beispiel ist der Treppenaufgang zur Düsseldorfer Landstraße. Auf dem Zwischenplateau fehlt die Pflasterung gänzlich. Stattdessen ragt ein Gullydeckel mehrere Zentimeter in die Höhe. Im Dunkeln sollten sich Fahrgäste besser vor dieser Stelle hüten. Hier herrscht akute Sturzgefahr. Die einzige Möglichkeit, um unfallfrei zum Untergeschoss der Haltestelle zu kommen, ist die lang gezogene Rampe an der Seite. Dies bedeutet jedoch einen größeren Umweg.

Mutter fuhr eine Haltestelle weiter

Weitaus schwerer wiegt jedoch, dass der U-Bahnhof, der irgendwann einmal barrierefrei werden soll, für Menschen mit Gehbehinderung oder für Mütter mit ihren Kinderwagen derzeit unbenutzbar ist. Die Aufzüge funktionieren nämlich noch nicht. Helga Neumann hat dafür sogar Verständnis. Dass aber auch die Rolltreppen immer noch nicht laufen, versteht die 77-Jährige nicht. „Vorigen Freitag stieg hier eine junge Frau mit Kinderwagen aus“, erzählt die Ungelsheimerin. Sie wollte eigentlich den Friedhof erreichen. Mit Kinderwagen aber unmöglich. „Sie hat dann die nächste U 79 genommen und ist an der Haltestelle Zum Schlenk ausgestiegen und zu Fuß zurückgekommen.“

Wann es mit der Baustelle an der U-Bahnhaltestelle weitergeht, konnte die zuständige Stadtverwaltung am Dienstag nicht beantworten. Pressesprecherin Anja Huntgeburth räumt ein: „Mit der Baufirma hat es Probleme gegeben.“ An der Zielsetzung, bis zum Herbst alles fertigzustellen, habe sich jedoch nichts geändert. Die nicht funktionierenden Rolltreppen überraschten die Pressesprecherin allerdings. Sie hätten am Dienstag - so hatte es in einer Ankündigung am Montag noch geheißen - wieder in Betrieb sein sollen. Ursache für ihren Stillstand sei eine notwendige Grundreinigung gewesen. Doch statt grünem Licht fand Helga Neumann wieder nur den Bauzaun vor.

Ältere können nicht zum Friedhof

„Zum Glück bin ich noch gut zu Fuß“, sagt die Ungelsheimerin. Doch von vielen Bekannten in ihrem Alter wisse sie, dass sie zurzeit auf Friedhofbesuche verzichteten. Eine Anreise mit Taxi könnte sie sich auch nicht leisten. „Es kommen doch so viele Menschen von weiter weg hierhin“, meint die 77-Jährige betrübt. Sie denkt nach. „Bedenkt man, dass viele Menschen aus anderen Städten zum Friedhof kommen, ist das ein Armutszeugnis für unsere Stadt.“