Ungelsheim. . Mit Suphi Encu setzt in Duisburg-Ungelsheim ein junger Geschäftsmann auf den Neubau einer Trinkhalle. In dem Stadtteil mit den durchschnittlich ältesten Einwohnern im Ruhrgebiet ist die Freude darüber groß. Hier gibt es ansonsten keine Einkaufsmöglichkeit.

Zurzeit ist die Trinkhalle in Ungelsheim zwar nur ein Container-Provisorium, aber hungrige und durstige Menschen steuern sie dennoch von früh bis spät häufig an. Suphi Encu betreibt diesen kleinen Laden in dem Stadtteil, wo im Durchschnitt die ältesten Menschen im Ruhrgebiet wohnen. Hier ist der Kiosk-Betreiber der einzige Einzelhändler mit Lebensmitteln im Angebot. Sein Geschäft wird er noch in diesem Jahr vergrößern.

Keine Lebensmittel in Ungelsheim

Die Ausmaße seines künftigen Ladenlokals sind schon erkennbar. Fast fertig scheint der Rohbau zu sein, den Suphi Encu im September als Kiosk beziehen möchte. Die Menschen im Ort sind froh, in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft dann wenigstens eine Einkaufsmöglichkeit zu haben, die zu Fuß gut zu erreichen ist. „Sonst gibt es hier ja nichts“, sagt der 32-jährige Unternehmer selbst. Der nächste Supermarkt ist mehr als zwei Kilometer entfernt. Mal eben eine Milch besorgen - für manche Menschen in Ungelsheim, die kein Auto besitzen, bedeutet dies ein enormen Aufwand. Vielleicht ein Grund dafür, warum sie Suphi Encu unterstützen. Der Familienvater hat in seiner Nachbarschaft viele neue Freunde gewonnen.

Seit rund drei Jahren betreibt der Duisburger nun die Trinkhalle. Mit seiner Familie ist er sogar an den Standort seines Ladens an die Straße Am Neuen Angerbach gezogen. „Schon länger hatte ich den Wunsch, mich selbstständig zu machen“, sagt er rückblickend. Dabei hatte er bereits einen festen Job. Der Kiosk-Betreiber arbeitet als Busfahrer am Flughafen in Düsseldorf. Obendrein ist er nun jeden Tag in seinem Laden. „Das habe ich am Anfang nur als Hobby gesehen.“ Die Arbeit im Büdchen bedeutete für ihn Entspannung und Spaß. „Die Gespräche mit den Kunden bereiten mir immer viel Freude.“

Bei der Unterhaltung an der Trinkhalle hörte der junge Unternehmer heraus, wie sehr die Menschen eine Einkaufsmöglichkeit vermissten, seit Edeka und Schlecker aus dem Ort verschwunden sind. Diese Sehnsucht deckte sich mit dem Wunsch von Encu, zu vergrößern. Zwar hielt der Duisburger auf etwa fünf Quadratmetern stets mehr als Zigaretten und ein paar Bierchen bereit. Aber die ganze Breite seines Warenangebots konnte er in der kleinen Hütte nicht anschaulich präsentieren. „Das fühlte sich an, als ob man in einer Garage arbeiten würde.“ Eier, Kaffee oder Margarine waren vorrätig. In Zukunft sollen das die Kunden auch richtig sehen.

Um seinen Traum zu verwirklichen, wickelt Suphi Encu auf der Baustelle Vieles in Eigenleistung ab. Nur beim Legen des Fundaments war ein professionelles Unternehmen am Werk. Doch bei den restlichen Arbeiten kann er auf die Hilfe seiner Nachbarn und Freunde bauen. Jeden Tag kommen die Ungelsheimer zum Kiosk, um ihn zu unterstützen. Ob mit Worten oder mit ihrer Muskelkraft - sie greifen dem Kiosk-Besitzer unter die Arme. Karl-Heinz Jacoby etwa kommt täglich vorbei und sorgt für gute Laune. Unterstützung erhält Encu auch von seiner Familie. Sogar Sohnemann Deniz, der vier Jahre alt ist, hat das Baufieber gepackt. Mit Bauarbeiterhelm und Schubkarre wurde für ihn der Neubau zum Abenteuerspielplatz.

Neue Atmosphäre

Der neue Kiosk wird begehbar. „Wir werden dann eine ganz andere Atmosphäre hier haben“, meint Encu. Auf 50 Quadratmetern will er Lebensmittel und weitere Waren des täglichen Bedarfs anbieten. Ob er frisches Obst und Gemüse verkauft, steht noch nicht fest. „Mal sehen, wie sich das entwickelt.“ Doch Toilettenartikel gehören auf jeden Fall zum Warenangebot. Auch ausgefallenere Wünsche will der Kiosk-Betreiber künftig erfüllen. „Innerhalb von 24 Stunden können wir das besorgen.“

Doch auch das klassische Angebot bleibt bestehen. „Natürlich gibt es weiterhin Kaffee, belegte Brötchen und das Feierabendbier“, kündigt Encu an. Schließlich trägt das Geschäft nicht umsonst den Namen Trinkhalle.