Huckingen. .

Noch mal ein altes Auto fahren, vor etwas mehr als zwei Jahren war Manfred Sander (Jahrgang 1938) danach. Im Internet, bei einem Gastwirt in Schleswig-Holstein, wurde er fündig und entschied sich für einen Opel Olympia Rekord, Baujahr 1957.

„Erst war ich auf einen Mercedes aus“, sagt der pensionierte Bauingenieur. „Aber die gab es fast nur in schwarz und anderen dunklen Farben.“ Die hätten seiner Frau nicht gefallen. Am Opel gefiel beiden die Farbe und auch der Preis, über den Sander aber schweigt.

„1957 hab’ ich meinen Führerschein gemacht“, erzählt er weiter. „Bei der Bundeswehr.“ Sander war einer der ersten freiwilligen Rekruten. Auf einem Borgward-Kübelwagen und einem Unimog erwarb er die Fahrerlaubnis. Sein erstes eigenes Auto war 1958 ein VW Käfer, den sein Vater kaufte – als Familienauto. Nur besaß der Vater gar keinen Führerschein. „Ich war der Einzige in der Familie, der ihn fahren konnte“, lächelt Sander. Die Sanders lebten damals in Kalkar am Niederrhein.

Nur drei offizielle Fahrstunden gebraucht

Mit Autos verbindet man halt Erinnerungen. „Meiner Schwester hab’ ich auf dem VW die ersten Fahrstunden gegeben“, erzählt Sander weiter. „Das war damals auf dem Land so üblich.“ Sie habe nur drei offizielle Fahrstunden gebraucht.

Und der Opel: „Das war damals der klassische Mittelklassewagen. Den fuhren Landwirte, Geschäftsleute und Ärzte.“ Es war die Zeit des Wirtschaftswunders. Wer sich den Opel leisten konnte, hatte die trüben Nachkriegsjahre hinter sich gelassen.

Manfred Sanders Kauf war nicht ganz risikolos. „Ich hab’ ihn auf Treu’ und Glauben gekauft“, erzählt er, habe er doch nur ein paar Fotos davon gehabt. Die türkisgrüne Farbe gab den Ausschlag. „Die war damals nicht so gängig wie rot, schwarz, weiß und grau“, sagt er.

Heute könnte er ihn mit stolzer Wertsteigerung weiterverkaufen. „Ich hab’ aber schon ein bisschen reinstecken müssen“, gesteht der Autofan. Die Halterungen für Motor und Getriebe mussten erneuert werden, ebenso Schalldämpfer und Auspuff und ein paar Kleinigkeiten.“ Aber im Februar, berichtet er stolz, sei er ohne Beanstandung durch die Hauptuntersuchung gekommen.

Etwas mehr als 82 500 Kilometer stehen auf dem Tacho. Manfred Sander weiß nicht, ob der Zähler schon einmal umgeschlagen ist. Vom äußeren Eindruck her ist das nicht der Fall.

Lediglich das Radio ist defekt

Das einzige defekte Teil ist das Autoradio. Über der Fahrertüre löst sich außerdem die Dachverkleidung. Ansonsten wirkt der Wagen neuwertig. „Er war lange stillgelegt“, hören wir. Seinen genauen „Lebenslauf“ kann Manfred Sander nicht nachvollziehen, kennt nur das Datum der Erstzulassung: 11. November 1957.

Mit dumpfen Auspuffschlägen und einer blauen Abgasfahne springt der Opel an. Bei den gegenwärtigen Temperaturen benötigt Sander gar nicht den Choke. Der Vergasermotor läuft zwar im kalten Zustand unruhig, geht aber nicht aus. Nachdem wir genug erfahren haben, fährt der Oldtimer-Fan damit davon.