Angermund. . Sechs Kinder haben auf Gut Groß-Winkelhausen einen unvergesslichen Ferientag erlebt. Dort lernten sie ihr neues Pferd „Luis“ kennen. Die Mädchen und Jungen durften auf dem Rücken des Wallachs ohne Sattel reiten.
Luis ist neu. Doch Berührungsängste sind dem siebenjährigen Wallach völlig fremd. Wenn es nach ihm geht, können die Kinder auf ihm rumturnen, wie sie es möchten. Das macht ihm nichts aus. Denn Luis ist ein Therapiepferd und auf seinem Rücken reiten an diesem Morgen sechs unterschiedliche Kinder, die ein Handicap haben.
Nachfolger für Herkules
Thomas Stein, der für die Organisation des therapeutischen Reitens zuständig ist, hatte lange Zeit nach einem passenden Nachfolger für das altgediente Therapiepferd „Herkules“ gesucht. „Zwölf verschiedene Pferde haben wir ausprobiert“, sagt Stein. Erst Wallach Luis war das nahezu perfekte Pferd. „Er ist sehr brav, nicht schreckhaft und bringt auch körperlich optimale Voraussetzungen mit“, erklärt Reitlehrerin Ida Tobias. Das Tier bewege sich aufgrund seines Körperbaus im gleichmäßigen Schritt. Die 33-Jährige ist Spezialistin, wenn es darum geht, behinderten Kindern den Reitsport näherzubringen. Dafür hat sie sogar eine Extra-Qualifizierung absolviert.
Als Marc, Ronja oder Vanessa auf dem Rücken sitzen, hat die Reitlehrerin ein Auge auf die Kinder und das Tier. Die Mädchen und Jungen sitzen auf dem blanken Pferderücken. Ganz bewusst verzichtet Ida Tobias für sie auf einen Sattel. Die Kinder sollen das Huftier erleben. Sie sollen die Wärme und Bewegungen des Tieres richtig spüren. „Sie sollen ins Pferd hineinkriechen“, so drückt es die Reittherapeutin aus.
Positive Wirkung hatte die Reitstunde allemal. Zur Mittagszeit herrscht eine gelöste Stimmung. Die Mädchen und Jungen der Ferienfreizeit des Vereins für Körper- und Mehrfachbehinderte halten im Schatten inne. Nach den zahlreichen Runden mit dem Pferd über den Hof von Gut Großwinkelhausen verschnaufen die jungen Reiter im Schatten und stärken sich. Ihren neuen Liebling haben sie dabei nicht vergessen. Das mannshohe Tier nähert sich den jungen Reitern. Für Luis halten sie zur Belohnung kleine Möhrchenstückchen bereit. Ein richtiger Leckerbissen für das Pferd. Beim Füttern kommen die Kinder wieder in Berührung mit dem Tier. Sie tätscheln es am Kopf und streicheln es zwischen den Nüstern. Der Kontakt zu dem sanften Riese zaubert den jungen Menschen ein Lächeln ins Gesicht.
Nach der Belohnung geht es für den Wallach zurück in den Stall und für die Mädchen und Jungen weiter zu einem weiteren Höhepunkt des Tages. Hinter der Scheune warten vier Island-Ponys in einem Gehege auf die jungen Besucher. Füttern dürfen die Kinder die kleineren Huftiere zwar nicht, aber sie gehen mit ihnen auf Tuchfühlung. Die neugierigen Ponys strecken immer wieder ihre Köpfe durch die Metallstäbe. „Hier fühl’ mal zwischen den Nüstern“, sagt eine Betreuerin zur zwölfjährigen Vanessa. „Hier ist es besonders weich.“ Das Mädchen, das im Rollstuhl sitzt, verspürt offensichtlich Freude, als ein junges Pony scheinbar versucht, ihre Schuhe anzuknabbern. Fröhlich lacht sie. „Ich liebe Pferde“, meint sie hinterher. Das seien ihre Lieblingstiere. Besonders gerne streichelt sie die Vierbeiner.
Von dem Pferdegehege macht sich die Freizeitgruppe auf zum benachbarten Dressurplatz. Dort schauen Betreuer und Kinder mit offenen Mündern der Darbietung einer Reiterin zu. Auf einem ausgewachsenen Pferd zeigt sie auf einem schwarzen Hengst, welche Tricks das Tier beherrscht. Galopp, Trab und Seitenschritte – das Pferd gehorcht seiner Reiterin.
Nach sechs Stunden auf Gut Großwinkelhausen neigt sich der Tag seinem Ende entgegen. Wieder einmal haben die Kinder bei der Stadtranderholung einen unvergesslichen Ferientag erlebt. Ein richtiges Urlaubsgefühl hat sich eingestellt. Und genau dies war auch so gewollt. Der Einzige, der arbeiten musste, steht nun im Stall. Luis hat seinen ersten Tag mit den Kindern mit Bravour gemeistert. In den Mädchen und Jungen hat er schon große Fans gewonnen.