Duisburg. . Ines Bender (40) aus Duisburg-Huckingen wurde am Taxi-Stand abgewiesen. Die Schwerbehinderte musste sich mit ihrem Rollstuhl trotz Beförderungspflicht ein anderes Taxi suchen. Die Taxi-Zentrale rechtfertigt sich: die Fahrerin hatte selbst Rückenprobleme und Ersatz sei ja da gewesen.

Ines Bender hat’s nicht leicht im Leben. Die 40-Jährige hat seit ihrer Geburt einen Herzfehler, im vergangenen Jahr kam ein Schlaganfall dazu. Die Huckingerin traut sich fast nur noch mit Rollstuhl auf die Straße. Das Hilfsmittel wurde jetzt zur Behinderung. Als sie am vergangenen Donnerstag nach dem Einkauf auf dem Wochenmarkt in Wanheimerort mit dem Taxi nach Hause fahren wollte, durfte Ines Bender nicht einsteigen. Sie zitiert die Fahrerin: „Ich nehme keine Behinderten mit Rollstühlen mit.“

Die 40-Jährige zeigt sich nach dem Vorfall schwer getroffen. „So etwas habe ich noch nie erlebt.“ Es sei nie ein Problem gewesen, den Rollstuhl in den Kofferraum zu legen. Auch Mutter Angelika Bender (61), die beim Einkaufen dabei war, ärgert sich sehr über das Verhalten der Taxlerin. „Meine Tochter hat es schon schwer genug im Leben.“

Mutter und Tochter fanden schließlich einen anderen Fahrer, der sie nach Hause brachte. Der Kollege stand in Warteposition direkt hinter dem rollstuhlfreien Taxi und habe auch kein Verständnis für das Verhalten der Kollegin gehabt. Ines Bender fühlt sich diskriminiert: „Gerade Menschen mit Behinderungen sind auf Mithilfe angewiesen.“

Taxi-Chef bestätigt Vorfall

Die Taxi-Zentrale bestätigt auf Nachfrage der Redaktion den Vorfall. „Ich sehe, ehrlich gesagt, kein Problem“, sagt der Vorstandsvorsitzende Peter Gungler. Die Fahrerin habe nicht einfach die Fahrt verweigert, sondern auf den Kollegen, der unmittelbar hinter ihr wartete, verwiesen. „Es lag daran, dass die Fahrerin den Rollstuhl nicht hochheben konnte.“ Die Frau leide selbst unter Rückenproblemen.

„Ausreden“ seien das, sagen Ines und Angelika Bender. „Die Fahrerin war sehr unfreundlich.“ Und wenn es nur das Gewicht gewesen sei, dann hätte sie den Rollstuhl ja selbst in den Kofferraum verladen. Mutter Angelika hält das Klapp-Gefährt zum Beweis einige Zeit hoch in die Luft.

Beförderungspflicht auch für Rollstühle 

Die Benders haben sich jetzt beim Ordnungsamt über die Taxifahrerin beschwert. Denn grundsätzlich gibt es eine Beförderungspflicht, auch für Rollstühle, solange sie nicht deutlich zu groß für den Pkw sind. „Ja, es besteht die Pflicht, einen Rollstuhl mitzunehmen“, sagt auch Taxi-Chef Peter Gungler. Von 800 registrierten Fahrern in ganz Duisburg seien aber gut fünf Prozent, meist Frauen, nicht in der Lage, schwere Koffer oder Rollstühle zu transportieren. Dann kümmere sich aber der Fahrer umgehend um Ersatz. „Es kommt vor, dass Frauen ein Nachtaxi bestellen.“

Gungler rät Rollstuhl-Fahrern, den Mitnahme-Wunsch am besten vorher per Telefon oder unterwegs vom Handy aus anzumelden. Dann sei die Beförderung auch garantiert kein Problem.

Pikant: Die Fahrerin ist selbst Mitglied des Vorstands der Taxi-Zentrale. Für die Redaktion war die Frau am Dienstag telefonisch nicht erreichbar.