Wedau. . An der Sechs-Seen-Platte tummeln sich tausende Badegäste mit Aussicht auf Sonnenbrand. Und das Wasser im Freibad am Wolfssee hat schon 20 Grad

Hier im Schatten ist es wunderbar. Walter Kelch hat unter den Bäumen am Ostufer des Masurensees seinen Campingstuhl auseinandergefaltet und die Zeitung im Schoß ausgebreitet. Ein herrlicher Blick auf den See. Der 85-Jährige genießt die Sonne. Endlich! Wobei der Senior nicht ganz glücklich ist mit der Situation. „Ich habe vergessen, die Badehose mitzunehmen.“

Gestern Nachmittag: Die Parkplätze am äußeren See der Sechs-Seen-Platte werden so langsam Mangelware. Von überall her strömen auf einmal die Menschen ans Wasser. Duisburg, Wesel, Düsseldorf, Bochum! Der Sommer zieht die Menschen aus ihren Wohnungen ins Freie. Zum ersten Mal überhaupt seit dem Pfingstwochenende könne man überhaupt von so etwas wie Sommer sprechen, sagt Badleiter Georg Bogatz. Der 63-Jährige hat einen See weiter westlich, am Wolfssee, die Aufsicht über viele hundert Badegäste.

400 Sonnenhungrige sind es ge­gen 14.30 Uhr. Ein paar Stunden später dürfte es gut auf die Tausender-Marke zugehen. So viele Autos kommen, suchen noch einen freien Stellplatz an der Straße.

Und es sollen noch viel mehr werden. „Es muss langsam anlaufen“, sagt Bogatz. Die Menschen seien einfach nicht an Sommer gewöhnt. Dabei hat das Wasser schon satte 20 Grad. Das ist fast schon Mittelmeer-Temperatur. Endlich Sommer an unserem See!

Auf der Liegewiese braten drei Freundinnen in der Sonne. Madeleine, Anne und Vanessa (alle 19) genießen den Nachmittag, bevor sie am Abend noch zum Kellnern gehen. Und was ist mit Sonnenbrand? „Ach joa...“ Ein bisschen Farbe wäre ja nicht schlecht.

Die Aufmerksamkeit ist den drei Damen sowieso schon sicher. Die vier Jungs von schräg gegenüber schauen interessiert zu den hübschen jungen Mädchen hinüber. Bikini war heute wohl die richtige modische Wahl.

Auf Mode kommt es bei Ricarda Schmidt (22), Meike Saager (19) und Jasmin Faeser (19) nicht an. Die drei stehen in ihrem leuchtend-orangenen T-Shirt auf dem Wachturm der Badeaufsicht. Zum Glück ist noch nichts Schlimmes passiert. Aber ein strenges Wort ist manchmal nötig. „Die Nichtschwimmer sollen vor der schwarzen Abtrennung bleiben“, sagt Ricarda Schmidt. Und weiter draußen treiben es einige Jugendliche manchmal zu bunt. „Auf der Badeinsel müssen wir manchmal eingreifen.“

Bryanna hat schon eingegriffen. Allerdings war’s kein Ernstfall. Ein Junge sprang von der Badeinsel in den See und die Flämische Hüte- und Treibhündin von Herrchen Wolf Henschel (62) hechtete hinterher. War nur ein Rettungsreflex. Dem Jungen geht’s gut. Er schaute nur etwas verdattert, als der Hund auf ihn zuschwamm.

Bryanna ist die zuverlässigste Aufsichtskraft am See. „Wir können mit fünf Mann hier stehen. Und sie sieht sofort, wenn einer ins Wasser plumpst“, sagt Henschel. Dann springt die Hündin hinterher. An ihrem Geschirr sind Haltegriffe befestigt. Daran könnten sich Ertrinkende festklammern. Das Schönste ist: Bryanna will noch nicht einmal eine Belohnung. Henschel erklärt: „Der Sprung ist die Belohnung.“

Natascha und Kira müssen sich nicht vor Sonnenbrand fürchten. Die zwei Siebenjährigen haben gerade zwei Wochen Spanien hinter sich. „Das passt genau“, sagt Nataschas Vater Stefan Heckmann.

Perfekt ist das Wetter auch für Dominic und Alina. Die beiden Verliebten setzen im Masurensee zum Sonnen-Knutscher an. Was kann Sommer schön sein!