Ungelsheim.. Heiner Lambertz riet seinen Freunden in E-Mails zum Abnehmen mit Wunder-Tropfen.Was ihn wunderte: Die elektronische Post hatte er gar nicht selbst verschickt. Hacker hatten offensichtlich seinen Zugang geknackt.
Heiner Lambertz ist groß und stämmig. Er isst gerne mal ein bisschen mehr. Als seine Freunde ausgerechnet von ihm die Aufforderung bekamen, doch künftig auf Abnehm-Tropfen zu setzen, mussten sie lachen. Andere nahmen den Tipp durchaus ernst und Lambertz die Aufforderung ein wenig übel.
Dabei kann er doch gar nichts dafür. Heiner Lambertz ist zum Opfer von Internet-Hackern geworden. Wie es aussieht, hatten die ihm unbekannten Täter sein E-Mail-Konto geknackt und dann in seinem Namen elektronische Post an das komplette Adressbuch verschickt. Und das ganz ohne das Wissen des Eigentümers.
Schlanke Frau beschwerte sich
„Ich bin erst darauf gekommen, als mich unsere Schützenkönigin anrief und fragte, was es bedeute, dass sie abnehmen soll“, sagt der begeisterte Schütze und ergänzt: „Die junge Frau ist superschlank.“ Weitere Anrufe brachten den Stadtwerke-Mitarbeiter darauf, dass etwas mit seinem E-Mail-Konto nicht stimmt. „Ich hab’ meine Frau gefragt, ob sie dran war. Aber die verschickt ja keine Werbung für Abnehm-Tropfen.“
Wie genau die Täter vorgingen, bleibt unklar. Heiner Lambertz vermutet, dass sich auf seinem Computer ein Virus oder ein sogenannter Trojaner befindet. Dabei schleusen die Täter über die Internet-Leitung ein kleines Programm auf dem Computer ein. Das fängt dann zum Beispiel Passwörter ab und leitet sie per Datenleitung an die Täter weiter – ohne dass der Benutzer etwas davon merkt.
Es ist aber auch möglich, dass jemand einfach nur das Passwort für den Zugang auf kriminellem Wege herausfand. Lambertz’ E-Mail-Anbieter GMX wurde jüngst Opfer einer Attacke. 3000 Passwörter wurden gehackt. GMX riet Lambertz dazu, ein neues Passwort auszuwählen. Das sollte möglichst aus einer komplizierten Kombination aus Zahlen und Buchstaben bestehen. So werde es Hackern schwerer gemacht. Ein weiterer Tipp von GMX: „Verwenden Sie ein Passwort nicht mehrfach. Wählen Sie für jeden Dienst im Internet ein eigenes Passwort.“ GMX rät zu Anti-Viren-Programmen. Das Abo lässt sich das Unternehmen aber bezahlen.
Ein Anti-Virus-Programm scheint wohl nicht auszureichen. „Ich habe eines auf dem Computer“, erklärt Lambertz. Das Programm habe keinen Alarm geschlagen, als sich die Täter Zugriff zu seinen E-Mails verschafften. Dennoch habe er jetzt noch einmal das Programm aktiviert. Und vielleicht sogar mit Erfolg. Die Software durchsucht seit zwei Tagen Lambertz’ Rechner.
Woher die Täter kommen, ist völlig unklar. Es dürfte wohl aussichtslos sein, die Hacker zu stellen. Heiner Lambertz will deshalb auch auf eine Anzeige verzichten. Er hat den Fall jetzt – ebenfalls auf elektronischem Wege – bei seinen Freunden klargestellt. Er verschickte ein Rundschreiben mit der Bitte um Entschuldigung. Diesmal kam die E-Mail dann auch wirklich von Heiner Lambertz. O-Ton: „Wie ich wohl sichtbar versichern kann, mache ich keine Werbung für Diät-Tropfen.“