Duisburg-Wedau. .

Die Spaziergänger, Generation 50plus in modischer Freizeitkleidung, beobachten abwechselnd Segler und Singvögel. Gelegentlich bleiben sie stehen, um das Licht- und Schattenspiel der Bäume zu betrachten. Es lohnt sich, genau hinzuschauen, denn die Sechs-Seen-Platte ist ein Naturparadies, in dem eine ganze Reihe exotischer Bäume zu finden ist.

Baum-Experte Heinz Kuhlen macht am Wambach, kurz vor der Mündung in den Wolfssee, auf die 35 Meter hohen Bergmammutbäume aufmerksam. Sie stammen aus der Sierra Nevada, ihre Rinde ist samtweich. Ebenso exotisch: die amerikanischen Sumpfeichen am Seeufer, die im Herbst ein Feuerwerk in Orange und Rot verbreiten.

Die Bäume sind nicht nur schön anzusehen, sie haben auch einen ganz konkreten Job zu erfüllen. „Die Vegetation soll das Ufer befestigen“, erläutert Kuhlen. In der Anfangszeit kam es immer wieder zu tragischen Unfällen, weil die Abbruchkanten der Seen abgerutscht sind. Deshalb wählte man Pflanzen, die ein besonders breites Wurzelsystem entwickeln. Kuhlen deutet auf die Sumpfzypressen im Bereich des Böllertsees hin. „Ein einzelner Baum kann mit seinen Ausläufern 60 bis 70 Meter Ufergelände vor Erosion schützen.“

Und auch die Roterlen mit ihrem Herzwurzelsystem sind ideal zur Befestigung. „Diese Bäume müssen am oder sogar im Wasser stehen. Ganz Venedig steht auf solchen Erlen“, so Kuhlen.

Für Wolfgang Gebhard vom Bürgerverein Wedau-Bissingheim ist der Wildförstersee der schönste. „An der Regattastrecke werden die neuesten Sportklamotten zur Schau getragen, an der Seen-Platte findet man immer ein ruhiges Eckchen“, so Gebhard, der es zu schätzen weiß, von seinem Häuschen auf dem Kalkweg nur ein paar Meter weit bis zum Seeufer laufen zu müssen.

Fünf Seen sind in Menschenhand, der sechste ist der Natur überlassen. Der Haubachsee, dessen Auskiesung erst 2002 abgeschlossen wurde, steht unter Landschaftsschutz. Im Gegensatz zu den anderen Gewässern ist er nicht frei zugänglich. „Der See ist bewusst aus der Freizeitnutzung rausgenommen“, so Kuhlen. Das gestiegene Umweltbewusstsein und der Druck der Naturschutzverbände haben dafür gesorgt.

Die Biologische Station Westliches Ruhrgebiet betreut den Haubachsee und seine Ufer, registriert Vögel, Fische und die Pflanzen sowie die zahlreichen Libellen und Insekten dort. Gleichzeitig dirigieren Biologen die Entwicklung des Gebietes. So werden Kiesinseln regelmäßig von Vegetation befreit, damit Wasservögel dort Platz finden und der Sandlaufkäfer sandige und unbewachsene Uferbereiche ansteuern kann.

Der sanfte Eingriff der Biologen scheint zu funktionieren. Mehr und mehr Vögel nisten in den Uferbereichen und auch zahlreiche Pflanzen, die auf der Roten Liste stehen, haben sich ausgebreitet.

Auf seinen Streifzügen mit Fernglas und Fotoapparat beobachtet Kuhlen den vom Aussterben bedrohten Eisvogel und verschiedene Spechtarten. Im Internetforum für Naturfotografen sind herrliche Aufnahmen des Haubachsees zu finden, verwunschen im Dunstschleier, mit spiegelblanker Wasseroberfläche. Eine Idylle mitten im Ruhrgebiet, für die Menschen im Süden quasi vor der Haustür.