Duisburg-Süd. .

Das Tor 1 der Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) in Hüttenheim glich beim Tag der offenen Tür dem Eingang eines Freizeitparks. Ältere Ehepaare bahnten sich genauso ihren Weg auf das Gelände wie junge Eltern mit kleinen Kindern. Mindestens einer in diesen vielen verschiedenen „Reisegruppen“ trug einen großen, prall gefüllten Rucksack. So ein riesiges Gelände erkundet man schließlich nicht mal eben in ein paar Minuten – die meisten der über 7000 Gäste machten nämlich aus ihrem Besuch auf der Hütte einen Tagesausflug.

Damit sich die Besucher nicht auf dem 2,7 Quadratkilometer großem Areal verlaufen und wissen, wo sich welche Attraktionen befinden, bekamen sie am Eingang von den Mitarbeitern der HKM einen Lageplan in die Hand gedrückt.

So kam es zu leichtem Gedränge am Eingang, denn viele blieben mit der Karte erst einmal stehen. 26 Punkte waren auf dem Plan eingezeichnet. Während die Kinder schon einige Schritte weiter gingen und gespannt zu den Hochöfen und Infozelten blickten, studierten die Väter die Karten. „Wo gehen wir denn zuerst hin?“, fragte ein Junge seinen Vater, nachdem dieser einige Sekunden regungslos auf die Karte gestarrt hatte. Papa zuckte die Schultern: „Moment, lass mich erst mal sehen.“ Während der Vater sich eine genaue Taktik ausdachte, wollte die Mutter ihrer Abenteuerlust freien Lauf lassen: „Lass uns doch einfach mal losgehen.“

Bei vielen Familien standen zuerst die einzelnen Stände entlang der großen Hallen auf der Straße 100, die einmal fast um die Hütte führt, auf dem Programm. Wie auf einer Schaustellermeile lockte dort ein Zelt nach dem anderen mit interessanten Infos über die Produktion von HKM für die Eltern und Spaßigem für Kinder. So konnte es auch schon mal vorkommen, dass die Familie sich aufteilte: Vertieft in ein Gespräch mit einem der Mitarbeiter über die jährliche Stahlproduktion und Kooperationspartner bekam ein Vater kaum mit, dass Frau und Kinder bereits weitergezogen waren.

Die Kleinen interessierten sich nämlich weniger für Daten und Zahlen als für eine riesige Kreissäge. Sie ließen ihre Finger immer wieder über das beeindruckende Gerät gleiten und steckten dann schließlich ihre Mutter an. „Die sieht aber gefährlich aus. Sie kann bestimmt so einiges zersägen, oder was meint ihr?“, fragte sie, worauf die Kinder begeistert nickten.

Spätestens bei der werkseigenen Feuerwehr waren dann aber wieder alle vereint. Dort durften nämlich mehrere Löschfahrzeuge aus der Nähe betrachtet werden. Dass HKM eine eigene 90 Mann starke Feuerwehr hat, kommt nicht von ungefähr. Zwar passiere sehr selten etwas, dennoch sei immer Vorsicht geboten, sagt Mitarbeiter Martin Bolle und erklärt: „Eine eigene Feuerwehr zu haben ist wichtig, da sie sich auf dem riesigen Gelände auskennen und schnell wissen, wie sie fahren müssen, um die jeweilige Stelle zu erreichen.“

Die größten Unfälle, das wird vielen interessiert Fragenden erklärt, treten jedoch in ganz banalen Situationen auf: „Die gefährlichste Stelle ist eine Treppe hier“, sagt Bolle und ergänzt: „Dann, wenn die Aufmerksamkeit nachlässt, weil man etwas völlig normales macht, passiert am meisten. Auf der Treppe ist schon so manch einer gestürzt.“

Obwohl immer wieder Regen einsetzte und viele Schutz in den Zelten suchten, war eine Attraktion durchgängig gut besucht: Auch während es nieselte gab es eine lange Schlange vor einem Kran, der die Besucher auf einer Plattform 60 Meter in die Höhe zog. Wem der frische Wind über den Hochöfen und das leichte Pendeln des Kranseils nichts ausmachte, wurde mit einigen unvergesslichen Minuten belohnt: „Eine noch bessere Sicht über die Hütte kriegt man nicht“, sagte ein Besucher begeistert, als er unten den Fotoapparat wieder einpackte.

Wem das zu aufregend war, der genoss eine Bahnfahrt rund um das Hüttengelände. Vor allem ältere Gäste nutzten das Angebot, das, wie alle anderen auch, kostenlos war. Was jedoch nicht heißt, dass die Kleinen dabei nicht auf ihre Kosten kamen. Vielleicht interessierten sie sich nicht sonderlich für die Erläuterungen per Lautsprecher, jedoch bestimmt für die Eindrücke, die sie gewannen. Schließlich wurde auch beim Tag der offenen Tür gearbeitet. So manch einer bekam nämlich den Mund kaum noch zu, als die Bahn vorbei an den monströsen Hochöfen fuhr und zu sehen war, wie Männer in dicken Schmelzermänteln ihrer Arbeit nachgingen.