Huckingen. .

Wenn die Passanten am Steinhof ganz genau hinhören, dann können sie jeden Morgen ei­ne Bratsche spielen hören. Der israelische Musiker Yoram Meyouhas übt jetzt jeden Tag in dem alten Gemäuer.

Meyouhas ist erst vor kurzem nach Duisburg übergesiedelt. Der Grund für sein Kommen ist genauso erfreulich wie simpel: Der Musiker kam der Liebe wegen nach Duisburg. Als der heute 44-Jährige 1989 zum ersten Mal Deutschland besuchte, damals mit der Junior Israel Philharmonie, wurde er in verschiedenen Gastfamilien untergebracht. Mit der Zeit ging der Kontakt verloren.

Doch dann stöberte die Tochter einer dieser Gastfamilien den Musikus über Facebook wieder auf. Nach dem ersten Kontakt via Internet ging alles ganz schnell.

Die Beiden verliebten sich ineinander und beschlossen, künftig zusammen zu leben. Nun wohnt der Israeli Yoram bei seiner Heike in Huckingen.

Ohne Musik kann der Künstler nicht leben. Außerdem muss er von der Musik leben, weshalb sich der Bratschist bei zahlreichen Orchestern in der Umgebung bewirbt und dort auf eine Anstellung hofft. Bisher hat er bereits in Bochum vorgespielt.

Seine Liebe zu Streichinstrumenten hat Meyouhas schon sehr früh entdeckt. Mit sieben begann der Israeli auf der Geige zu spielen, merkte aber schnell, dass sein Herz für die Bratsche schlägt. Er sattelte um und nahm Unterricht bei renommierten Lehrern.

Die Mühe lohnte sich, seine Karriere ist schon jetzt bemerkenswert verlaufen. Yoram Meyouhas spielte in zahlreichen Orchestern, unter anderem in Tel-Aviv und Jerusalem - zuletzt im „Israel Chamber Orchestra“. Auch im Ausland feierte er schon Erfolge. Neben Deutschland bereiste er mit verschiedenen Orchestern auch Tschechien und Ungarn. Außerdem gestaltete der Künstler ein eigenes Radioprogramm in Israel und hielt regelmäßig Vorlesungen.

Der Musiker kann nicht nur wunderschön Bratsche spielen, er komponiert auch. Sein umfangreichstes Werk ist bisher eine Oper, die sich musikalisch mit dem Holocaust auseinandersetzt. Seinen Stil kann er genau nicht beschreiben: „Mein Wunsch ist nur, dass möglichst viele Menschen meine Musik gerne hören und nicht nur einige wenige“.

Als Yoram Meyouhas das erste Mal nach Duisburg kam, war er ganz fasziniert von der Stadt und der Umgebung. „Seitdem war es mein Traum, wieder hierher zu kommen.“ Der Musiker lächelt. Ihm gefällt es immer noch gut. Besonders die Sechs-Seen-Platte und die Wälder drumherum findet er wunderschön.

Sein schönstes Erlebnis hatte Meyouhas allerdings nicht in Duisburg, sondern in Leipzig, als er die Thomaskirche betrat. „Für mich war es ein heiliger Ort. Es ist die Kirche, in der Bach gespielt hat und als ich sie betrat, spielte jemand seine Werke auf der Orgel. Das war ein beeindruckender Moment“.

Natürlich möchte Yoram Meyouhas auch Deutsch lernen. „Guten Tag“, „Danke“ und „Bitte“ gehören bereits zu seinem Repertoire. Doch für einen Ausländer, der Hebräisch spricht, ist es ganz besonders schwierig, Deutsch zu lernen - und umgekehrt. Schon aus dem Grund, dass Hebräisch von rechts nach links gelesen wird.

Was er unternehmen wird, wenn er keine Anstellung findet, hat sich der Musiker noch nicht überlegt. „Ich bin wegen meiner Freundin hier und will auf jeden Fall bleiben.“ Außerdem ist er sehr zuversichtlich, dass seine Suche bald von Erfolg gekrönt sein wird.