Wanheim. .
Malen beruhigt und beflügelt die Fantasie. Klaus-Dieter (55) beendet gerade ein kunterbuntes Bild von einem großen Hund, das an Pop-Art-Portraits erinnert. „Malen macht Spaß, und hier zu sein ist besser als zu Hause rumzuhängen. Da sitzt man nur vor der Kiste oder kommt auf falsche Gedanken. Ich bin froh, dass es Einrichtungen wie diese gibt“, bekennt der ehemalige Alkoholkranke.
Und meint damit eine Maßnahme für psychisch kranke oder suchtkranke Menschen, die das Diakoniewerk vor drei Monaten in seinen Werkstätten an der Alten Kaserne startete. Das sozialpsychiatrische Angebot richtet sich an Leute aus dem Betreuten Wohnen. An Langzeiterkrankte, die wieder in der Lage sind in einer Wohngemeinschaft oder einer eigenen Wohnung zu leben - aber nicht arbeiten können. „Wir bieten Ergotherapie an, tagesstrukturierende Beschäftigung. Die Teilnehmer verrichten unter fachlicher Anleitung einfache Arbeiten, die ihnen das Gefühl geben, etwas Sinnvolles zu tun, etwas herzustellen“, erklärt Michael Richard-Sommer, stellvertretender Fachbereichsleiter.
Entsprechende ergotherapeutische Maßnahmen gibt es am Diakoniewerk-Standort Ruhrort schon lange, nun will man auch im Süden eines etablieren - um Betroffenen aus dem Süden lange Wege zu ersparen. „Ziel ist es, bei den Teilnehmern vorhandene Kompetenzen zu stärken, Alltagsfähigkeiten zu fördern und ihnen die Möglichkeit zu geben, Gemeinschaft zu erleben“, so Ergotherapeutin Barbara Messelken, die von einer weiteren Betreuerin unterstützt wird.
In der kleinen Projekt-Küche riecht es nach Eiern. Angelika (56) und zwei Mitstreiter machen Nudelsalat. Mit einem Frühstück soll der Geburtstag eines Klienten gefeiert werden. „So etwas würden unsere Teilnehmer zu Hause alleine niemals angehen“, weiß Messelken. Hier, in der Gruppe, sehen sie einen Sinn darin. „Mir gefällt es her zu kommen. Das ist so wie früh aufzustehen und zur Arbeit zu gehen“, meint Angelika. Sie mag das Tätigsein „im Team“. An vier Vormittagen in der Woche heißt es, gemeinsam aktiv sein. Zwei Mal pro Woche bereiten die Klienten selber ein Frühstück zu, an einem anderen Tag wird gespielt. Ansonsten ist Kreativität gefragt: Laubsägearbeiten, bildnerisches Gestalten, Korbflechterei, Papierfaltarbeiten und anderes stehen auf dem Programm. „Produkte, die nicht für den Eigenbedarf hergestellt wurden, wollen wir vielleicht auch mal in unserem kleinen Laden im Gertrud-Reichardt-Haus in Ruhrort verkaufen“, berichtet Barbara Messelken. Noch ist der Teilnehmerkreis recht klein, fünf Männer und eine Frau (alle über 40 Jahre alt) sind dabei. Angedacht ist aber, so Richard-Sommer, „die Maßnahme möglicherweise auf bis zu 25 oder 30 Leute auszuweiten“.
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Das Diakoniewerk Duisburg führt ergotherapeutische Maßnahmen - also Arbeits- und Beschäftigungstherapie - vorwiegend im Gertrud-Reichardt-Haus, Am Neumarkt 1, in Ruhrort durch. In den Werkstätten in Wanheim will man nun ein dauerhaftes Angebot für den Duisburger Süden schaffen.