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„Dem Volk aufs Maul schauen“ – das forderte Martin Luther schon vor knapp 500 Jahren von den Mächtigen. Sarah Philipp, aufstrebende Sozialdemokratin und SPD-Landtagskandidatin für den Duisburger Süden, hat Luthers Rat an die Regierenden neu entdeckt – als wirksames Rezept gegen Wahlmüdigkeit, Politik- und Parteienverdrossenheit.
Zehn Buchholzer Bürger luden die neue Hoffnung der Genossen zum gemeinsamen Abendessen. Bei Pizza und Zabaglione, Wein und Bier erzählten die Bürgerinnen und Bürger der Landtagskandidatin ihre Sorgen und Probleme, Wünsche und Ideen. Fast drei Stunden lang. Am Ende waren alle Beteiligten mit dem ungewöhnlichen Polit-Talk sehr zufrieden.
Ein Abend bei Familie Witte am Königsbusch in Buchholz: Im gemütlichen Wohnzimmer des Einfamilienhauses hat Iris Witte die Tafel festlich eingedeckt. Freundlich begrüßt Sarah Philipp die sechs Gäste, allesamt Nachbarn der Wittes. Man kennt sich seit Jahren.
Auch für Sarah Philipp ist der Abend fast ein Heimspiel. Auch sie ist Buchholzerin, dort gebürtig und aufgewachsen, seit mehr als zwei Jahren Vorsitzende des SPD-Ortvereins. „Kommunikation mit den Bürgern ist das A und O in meinem Wahlkampf. Ich will mit den Leuten ins Gespräch kommen“, sagt die junge Frau, als die Getränke eingeschenkt werden. „Das gelingt am besten am Mittagstisch oder beim Abendessen. Man sitzt gemeinsam am Tisch und tauscht sich aus: „Wie war`s in der Schule? Wie war`s bei der Arbeit?“ Ein gemeinsames Essen ist immer eine gute Gelegenheit, um ins Gespräch miteinander zu kommen.“
Schnell kommt das Gespräch auf die Nahversorgung im Geschäftszentrum an der Münchner Straße und am Norbert-Spitzer-Platz. Zwar sind die meisten Bürger mit dem Angebot des Buchholzer Einzelhandels zufrieden. „Gut, dass die Situation bei uns in Buchholz besser ist als in Wedau oder Ungelsheim“, sagt eine Bürgerin. Es gibt auch wenig Leerstände im Ortsteil. Kritik üben die Bürger eher an der Parksituation rund um die Buchholzer Einkaufsmeile. Fazit: „Es gibt zu wenig Parkplätze!“ Der enge Parkraum hinter der Geschäftszeile sorgt genauso für Unverständnis wie die Ansiedlung eines neuen Autohändlers. „Das passt nicht! Aber da es sich mehr um Privat- als um öffentliche Grundstücke handele, sei der Handlungsspielraum der Politik begrenzt“, entgegnet Sarah Philipp.
Während Iris Witte köstliche Pizzastücke auftischt – sie hat gleich vier Bleche voll gebacken – diskutiert die Runde, warum sich ältere Bürger mehr für Politik, auch für die Landtagswahl interessieren als jüngere. „Vielen Leuten geht das ewige Hick-Hack, die Streitereien der Politiker auf die Nerven“, stellt ein Mitglied der Tafelrunde fest. Trotzdem fehlten vielen Politikern Ecken und Kanten. „Das hat auch was mit der Dauerbeschallung der Medien, mit den vielen Talkshows im Fernsehen zu tun“, befindet Sarah Philipp. „Als Politiker kann man sich keinen Fehler mehr leisten. Das macht viele Nachwuchspolitiker auch so glatt, aus Angst, einen Fehler zu machen.“
Dann geht es wieder um Lokalpolitik, um fehlende Spielfelder für Handballer, um zu wenige Bäder für die Schwimmer im Süden, um Schließungen von Schulen. „Ja, es gibt zu wenig Hallenzeiten für die Vereine oder für das Schulschwimmen“, bestätigt Sarah Philipp. Unmut gibt es auch über die vielen Schlaglöcher, auch im Süden Duisburgs, nicht nur auf Nebenstraßen, sondern auch am Kalk- oder am Sternbuschweg. „Das ist alles eine Frage der Finanzierung“, sagt die studierte Stadtgeographin. „Im Duisburger Süden lebt man vergleichsweise zu anderen Stadtteilen paradiesisch“, sagt Sarah Philipp. „Damit das so bleibt, werde ich mich für die Standortsicherung von HKM, den Stopp der Co-Pipeline, vernünftige Verkehrsanbindungen (B288 und B8-Ausbau), eine flächendeckende U-3-Betreuung, Schulen und Kindergärten, barrierefreie, altengerechtem Wohnen einsetzen.“