Buchholz/Wanheim.

Es hat sie doch alarmiert, die Kleingärtner der Anlagen „Feierabend“ und „Ährenfeld“ in Wanheim: die neuen Verzehrempfehlungen zu selbst angebautem Obst und Gemüse.

Im voll besetzten Sitzungssaal des Bezirksamtes hörten sie aufmerksam dem Vortrag von Dr. Thomas Griebe vom Amt für Umwelt und Grün zu, um sich anschließend mit seinem Kollegen Volker Heimann über die Folgen zu streiten. Die entscheidende Botschaft des Infoabends aber lautet: In Wanheim sind weit mehr als die 108 Kleingärten von den Bodenverseuchungen durch Blei und Cadmium betroffen. Die bilden vielmehr nur den Anfang. Nach Ostern werden auch Eigentümer privater Gärten angeschrieben. Betroffen sind alle Gärten in Hauptwindrichtung, vom Gelände der früheren Metallhütte Duisburg (MHD) aus gesehen. Alles, was nordöstlich von Logport 2 liegt, muss untersucht werden. Vermutlich muss auch dort der Oberboden bis zu 40 Zentimeter tief ausgetauscht werden.

Dr. Griebe leitete zunächst her, wie es zu dem Problem kommen konnte. 100 Jahre lang, bis 2005, hat MHD Zink hergestellt und die Umgebung mit Schwermetallen wie Blei, Cadmium und Arsen belastet. Seit Schließung der Hütte sind die Staubwerte in der Luft aber drastisch zurückgegangen. Geblieben ist die jahrzehntealte hohe Bodenbelastung.

Erst der Störfall bei B.U.S. im März 1999 lenkte den Blick der Behörden darauf. Seit 2002 gibt es die Empfehlung, bestimmte Gemüsesorten in der Umgebung nicht anzubauen. Aber Dr. Griebe bekam am Mittwoch keinen Widerspruch, als er feststellte, daran habe sich wohl kaum ein Kleingärtner gehalten. Da Kleinkinder wegen direktem Boden-zu-Mund-Kontakt besonders gefährdet sind, wurden zunächst Spielplätze un­tersucht und saniert - das übrigens im ganzen Stadtgebiet, weil die Schwerindustrie auch anderswo zu solchen Hinterlassenschaften geführt hat. Erst nach den Spielplätzen kamen die Kleingartenanlagen an die Reihe.

Für eine weitere Informationsveranstaltung am 24. April kündigte Dr. Griebe parzellenscharfe Untersuchungsergebnisse an. 2011 hat die Stadt erstmals Am Welschenhof auf rund 13 000 Quadratmetern Fläche 16 von 20 verseuchten Privatgärten sanieren lassen. Die nötigen Fördermittel dafür aber gab es nur, wo die zulässigen Grenzwerte auch nachweisbar überschritten waren. Ei­gentümer von Privatgärten wurden, wenn sie die Sanierung selbst in Angriff nahmen, mit bis zu 20 000 € entschädigt.

Ob und in welchem Umfang die ja städtischen Kleingartenanlagen saniert werden, all das hängt von den Empfehlungen des Gutachters ab. Um den Boden-zu-Mund-Kontakt bei Kleinkindern zu verhindern, genüge bereits, so Dr. Griebe, das Auftragen von Rindenmulch. Volker Heimann musste einräumen, dass man mit der bevorstehenden großflächigen Bodensanierung Neuland betritt. „Mit ein bisschen Torf drüber ist es nicht getan.“