Mündelheim. .

„Es sind nicht alle Griechen faul“, sagt Helena Kougalis, die zusammen mit Ehemann Tasso eine Imbissbude an der Uerdinger Straße betreibt. Seitdem die EU den Rettungsschirm für das hoch verschuldete Griechenland aufgespannt hat, kommt immer wieder die Arbeitsmoral ihrer Landsleute zur Sprache. Mittags, wenn die Mitarbeiter von HKM ihren vorbestellten Grillteller abholen, oder am frühen Abend, wenn die Stammkunden, die die Inseln der Ägäis besser kennen als die Kougalis, auf ihr Gyros warten.

„Vieles ist falsch gelaufen. Es ist absolut inakzeptabel, dass Leute Geld kassiert haben, das ihnen gar nicht zusteht. Das macht mich auch wütend“, sagt Helena Kougalis. Auf keinen Fall will sie in Sippenhaft genommen werden. „Wir haben einen 16-Stunden-Tag“. Bevor der Laden öffnet, muss das Ehepaar einkaufen, putzen, das Essen vorbereiten. Außer Montags stehen die beiden bis 21.30 Uhr hinter der Theke oder in der Küche.

In der Imbissstube hängen Fotos von den Kykladen. Ein Stammgast hat ihnen die Bilder geschenkt. „Wir selbst waren noch nie da“, sagt die Griechin, die aus Serres, einem Ort im Binnenland, rund eine Stunde von Thessaloniki entfernt, stammt.

Aufgewachsen ist die zierliche Frau in Meiderich, wo die Eltern einen Imbiss führten. Im Alter von 17 Jahren siedelte sie nach Griechenland über, kam 1993 nach Duisburg zurück und führt seitdem mit ihrem Mann eine Grillstube in Mündelheim.

„Wir sind froh, dass wir in Deutschland leben“, sagt sie. Denn etliche Bewohner ihrer Heimatstadt, allen voran jungen Leute, haben keine oder allenfalls eine schlecht bezahlte Arbeitsstelle. Einige von ihnen versuchen inzwischen in Deutschland Arbeit zu finden, zum Beispiel in der Gastronomie. Der kleine Imbiss in Mündelheim bietet keine zusätzlichen Stellen. „Das wirft der Betrieb nicht ab“. Auch die Söhne Thomas (23) und Jannis (27) verdienen ihr Geld woanders.

Vielleicht übernimmt einer von ihnen später das elterliche Geschäft. „Vorläufig müssen wir erst einmal weiter arbeiten“, sagt Tasso Kougalis, der vor einem Jahr das kleine Haus mit dem Imbiss und der dahinterliegenden Wohnung kaufen konnte. Dolce Vita, das Familienessen unterm Olivenbaum und die Ausflüge ans Meer, bleiben also auch in den nächsten Jahren auf die drei Wochen Sommerurlaub beschränkt.

Wenn Christof Zachariadis zur Abwechslung Appetit auf eine Currywurst bekommt, schaut er gelegentlich beim Imbiss der Kougalis vorbei. Seine Ehefrau, eine Deutsche, favorisiert nämlich die Mittelmeerküche. Auch der Elektroingenieur, der bis zur Rente bei HKM gearbeitet hat und sich immer noch als „Mannesmann“ fühlt, hat in den letzten Wochen viel diskutiert. „Klar, einige sticheln, das tut manchmal weh“, sagt der Grieche, der Am Rübenacker in Serm wohnt. Er bedauert, dass „die einfachen Menschen, die nichts dafür können, jetzt leiden müssen.“ Die Finanzspritze der EU sieht er nur als vorübergehende Hilfe. „Der Kreislauf ist zerstört, jede zweite Firma ist pleite“, sagt Zachariadis, der zwischen Serm und Kreta pendelt. Ganz zurückkehren will er nicht, allein schon wegen der Kinder und Enkel, die in Deutschland leben. Michael Laios musste schon Anfragen von griechischen Diplomsportlern ablehnen. „Ohne Deutschkenntnisse kann ich niemanden einstellen“, bedauert der Chef des XXL-Fitnesscenters. Auch Laois wurde immer wieder auf die Situation in seinem Heimatland angesprochen.

„Viele verstehen die Hintergründe nicht“. Der Sportwissenschaftler ärgert sich über reißerische Berichterstattung. „Ich finde es fast unwürdig, wie manche Medien über die ‘Souvlakis’ berichten“. Er persönlich ist froh über seine berufliche Existenz in Deutschland. „Gerade der Mittelstand und die Kleinunternehmen in Griechenland sind betroffen. Der Kaufkraft ist am Boden, die Zukunft ist ungewiss.“