Huckingen. . Wie findet man den „richtigen“ Beruf? Einen, den man die nächsten 40 Jahre gerne ausübt? Der das Auskommen sichert und außerdem Aufstiegschancen bietet. Der Berufe-Parcours soll bei der Entscheidungsfindung helfen.
Alle reden von Fachkräftemangel. Insofern stehen die Chancen der künftigen Schulabgänger, auf dem Arbeitsmarkt zum Zuge zu kommen, nicht schlecht. Doch zunächst müssen Jugendliche erst einmal herausfinden, welcher Beruf der richtige ist. Die Realschule Süd unterstützt ihre Schüler bei der Entscheidung intensiv. Nicht nur durch das Fach Berufsorientierung, sondern auch durch den Berufe-Parcours, der gestern im Foyer der Schule aufgebaut war.
Dabei lernen 150 Schüler der achten Klassen verschiedene Berufsfelder kennen und müssen Aufgaben erfüllen: einen Verband anlegen, einen Tisch decken oder einen Draht biegen. Die Ergebnisse werden bewertet. „Damit findet man die Stärken und Schwächen der Schüler heraus“, erklärt Dagmar Raberg , beim Unternehmerverband Duisburg für das Projekt „Vertiefte Berufsorientierung“ zuständig. Das Projekt wird von der Agentur für Arbeit gefördert. „Die demografischen Veränderungen fordern die passende Berufswahl. Fehlversuche können wir uns angesichts der geringer werdenden Schulabgängerzahlen nicht mehr leisten“, so Angela Schoofs von der Agentur für Arbeit in Duisburg. Mal abgesehen davon, dass die Betroffenen unter der falschen Berufswahl am allermeisten leiden.
20 Duisburger Schulen nehmen teil, im Süden neben der Realschule Süd die Gesamtschule Süd und die Hauptschule Beim Knevelshof. Bewerbungstraining, Kontakt zu Firmen, Eignungstests sind Inhalte des Projekts.
Die Berufswahl ist eine der wesentlichen Entscheidungen im Leben, die ein Mensch zu treffen hat. Doch wie findet man den „richtigen“ Beruf? Einen, den man die nächsten 40 Jahre gerne ausübt? Der das Auskommen sichert und außerdem Aufstiegschancen bietet. Welche Voraussetzungen sind mitzubringen. Mittlere Reife, Abitur oder Studium?
„Es kann nicht nur Häuptlinge geben, wir brauchen auch Indianer“, sagt Dagmar Raberg. Sie will Schüler anregen, nach der zehnten Klasse intensiv über eine Berufsausbildung nachzudenken. „Nicht immer ist ein Studium sinnvoll“. Manchmal, so ihre Erfahrung, setzen Jugendliche nur deshalb die Schulausbildung fort, weil sie sich nach der 10. Klasse nicht für einen Beruf entscheiden können.
Über 350 Ausbildungsberufe stehen zur Wahl. Unter den Top-Ten rangieren bei den Jungen Kfz-Mechatroniker, früher Kfz-Mechaniker, und Industriemechaniker (Schlosser) ganz oben sowie Friseurin und Kauffrau für Bürokommunikation (Sekretärin) bei Mädchen. „Man muss auch nach rechts und links schauen“, versucht Dagmar Raberg die Aufmerksamkeit auf andere Berufsfelder zu lenken. Wer keinen Platz als Krankenschwester finde, solle sich mal in der Altenpflege, ein Berufsfeld, das weniger beliebt ist, umschauen.
Die Realschule Süd räumt der Berufsorientierung bereits seit Jahren einen großen Stellenwert ein. „Wir unterrichten Berufsorientierung in Klasse 8 eine Stunde in der Woche, in Klasse 9 zwei Stunden“, so Beratungslehrerin Corinna Stante, die die verschiedenen Projekte koordiniert. Sprechstunden im Jobcenter, ein Besuch bei Fachmessen für Ausbildung und Studium wie „Vocatium“ und auch der Bereich Lebensplanung gehören dazu. „Die Schüler sollen sich überlegen, wie sie in 20 Jahren dastehen wollen. Welchen Beruf sie dann ausüben möchten, ob sie eigene Kinder haben und wie hoch der Lebensstandard sein soll“, so Corinna Stante. Möglicherweise tragen diese Überlegungen dazu bei, dass Friseurin als Traumberuf ausgeschieden ist. „Unsere Schülerinnen sagen klipp und klar, dass sie in dem Beruf zu wenig verdienen“.