Buchholz. .
Was es bedeutet, dass es im Jahr 2013 doppelt so viele Abiturienten in Duisburg geben wird wie in den Vorjahren und eine Höchstzahl an Schulabgängern überhaupt, dazu hörte sich jetzt der Unternehmerverband im „Haus der Unternehmer“ Fachleute an. Ihre Bewertungen gingen auseinander.
Angela Schoofs, Leiterin der Agentur für Arbeit in Duisburg, sieht die Dinge positiv und sprach von einer „Riesenchance“ für die Unternehmen, ihren Bedarf an Fachkräften aufzustocken. Denn die Region Niederrhein und das Ruhrgebiet seien heute noch durch einen relativ geringen Anteil von Erwerbstätigen mit einer höheren Qualifikation gekennzeichnet. Allerdings bezog sie sich nicht nur auf das Studieren, sondern hob ausdrücklich auch die duale berufliche Ausbildung und die sich daraus ergebenden Fortbildungswege hervor.
Ralf Leisner von der Landeselternschaft an den Gymnasien sieht die Dinge zwiespältig, sprach von „Chaos und Chance.“ Denn den ersten „G 8“-Gymnasiasten, die die Hochschulreife 2013 erstmals nach acht Jahren erwerben können, zeitgleich eben mit den letzten „G 9“-Abiturienten an Gymnasien, sei in den letzten bereits viel zugemutet worden, überfrachtete Stundenpläne und nicht angepasste Lernmaterialien etwa. Sie müssten künftig weitere Versäumnisse ausbaden, schließlich fehlten 200 000 Studienplätze in NRW. Leisner: „Vielen droht eine Warteschleife, die das gewonnene Jahr für sie wieder zunichte macht“, warnte er. Die gleichzeitige Abschaffung der Wehrpflicht verschärfe das Problem noch, ebenso wie die Abschaffung der Studiengebühren die Unterfinanzierung der Hochschulen. Den Abiturienten riet er, sich auch an den neugegründeten kleinen Hochschulen zu bewerben.
Bis zu 4800 neue Studienplätze bietet die Hochschule Ruhr-West in Mülheim/Ruhr und Bottrop an, für die Prof. Dr. Eberhard Menzel auf dem Podium saß. Seine Hochschule werde 2013 volle Aufnahmekapazität haben. Landesweit seien 90 000 neue Studienplätze geschaffen worden, dabei werde es 2013 nur rund 50 000 Studienberechtigte mehr geben als bisher. Das Ausbauprogramm für die Hochschulen laufe noch bis 2015. Im übrigen müssten die Hochschulen eben beweglicher werden und Hörsäle auch abends nutzen.
Aus der Sicht eines mittelständischen Unternehmens wie Lenord & Bauer aus Oberhausen, Hersteller von Steuerungs-Elektronik, gibt es andere Probleme. Kaufmännischer Leiter Jens Reimann stellte das vielseitige Ausbildungsangebot des 210-Mitarbeiter-Unternehmens vor. Nur: „Wir sind zwar in der Branche bekannt, aber nicht bei den jungen Leuten.“ Ob kooperative Ingenieurausbildung zusammen mit einer Hochschule oder klassische duale Ausbildung, die Auswahl an Bewerbern könnte größer sein.
Für das Großunternehmen MAN Turbo in Oberhausen, Hersteller von Großturbinen und Kompressoren, machte Ausbildungsleiter Thomas Wischermann klar, dass man künftig trotz rückläufiger Bewerberzahlen die Ansprüche nicht absenken dürfe, weil man sonst den erforderlichen Qualitätsstandard und die Konkurrenzfähigkeit nicht halten könne. Eine Übernahme-Pflicht für alle Auszubildenden, wie von der IG Metall gefordert, würde dem völlig zuwiderlaufen.