Buchholz. . Die Ehrenamtlichen bringen Zeit mit und ermöglichen damit Ausflüge, Gottesdienstbesuche und Freizeitangebote. Ein Besuch im Seniorenheim Altenbrucher Damm
„Ich bin für die Seele da“. Und zwar ehrenamtlich. Karin Rother ist eine von rund 60 Freiwilligen, die sich regelmäßig, das bedeutet mindestens zwei Stunden jede Woche, um Bewohner im Seniorenzentrum am Altenbrucher Damm kümmern. Ihr Lohn ist ein Lächeln und das Vertrauen, das ihr die alten Leute entgegenbringen.
Die Angestellten sind mit der Pflege der immer älter werdenden Bewohner voll und ganz ausgelastet. Die Ehrenamtlichen bringen dagegen Zeit mit - ein echtes Luxusgut im Alltag. Viele Aktionen, sei es der Gottesdienst am Mittwochnachmittag, Ausflüge, Feste und Freizeitangebote, könnten ohne ihre Mithilfe gar nicht stattfinden.
Karin Rother bietet einen Singkreis an. „Ich habe mir überlegt, was kannst Du gut und was könnte den Menschen eine Freude machen“. Die vitale Frau, selbst schon 69 Jahre alt, ist jedes Mal erstaunt, dass die Heimbewohner die Texte bis zur letzten Strophe können. Sogar Menschen, die ansonsten stark desorientiert sind, können die Volkslieder, die sie in ihrer Kindheit gelernt haben, abrufen. „Das begeistert mich jedes Mal“, strahlt sie.
Die Buchholzerin ist im Mai 20 Jahre dabei. „Ich habe damals im Gemeindebrief gelesen, dass Ehrenamtliche gesucht werden.“ Ihre Reaktion: Hingehen und einfach mal gucken. „Das ist so meine Art“. Karin Rother entschied, es einmal auszuprobieren. „Meine Mutter war kurz zuvor gestorben, ich hatte die nötige Zeit “. Schließlich könne man nicht den ganzen Tag Staubwischen.
Viele Menschen, auch im eigenen Bekanntenkreis, verbinden Altenheime mit Trauer und Siechtum. „Dabei kann man im Heim auch viel Spaß miteinander haben“, weiß Rother aus all den Jahren.
Man muss Hemmschwellen überwinden, etwa beim Füttern. Das sei eben anders, als ein pausbäckiges Baby mit Brei aufzupäppeln. „Man muss sich auf die Menschen einlassen können. Der andere spürt natürlich, wenn ich mich innerlich dagegen sträube“.
Die erfahrene Ehrenamtliche, die sich den Grünen Damen und Herren angeschlossen hat, appelliert an Neulinge, nicht sofort zu verzagen, sondern es vier, fünf Mal auszuprobieren.
Außerdem können sich Ehrenamtliche auf die unterschiedlichste Art nützlich machen. Ein Mitstreiter sitzt zum Beispiel nachmittags an der Pforte. Andere begleiten Rollstuhlfahrer zum Gottesdienst. Und eine Gruppe gestaltet das beliebte Programm fürs Hausradio.
Karin Rother begleitet auch Sterbende. Sie hat sich dafür gezielt schulen lassen. „Natürlich geht einem das nahe. Aber es ist leichter, weil die Menschen keine nahen Angehörigen sind“, sagt sie. Andererseits hat ihr die Sterbebegleitung geholfen, mit dem Tod ihres Mannes vor drei Jahren umzugehen, sagt sie.
„Wir könnten noch mehr Ehrenamtliche gebrauchen. Schließlich kommen viele von uns selbst in die Jahre“, sagt Karin Rother. Vor allem Männer sind Mangelware. „Dabei wär es für die Herren im Heim sicher schön, auch mal von einem Mann betreut zu werden“.
Ganz wichtig ist es, sich auf die Ebene der Menschen zu begeben, auch in körperlicher Hinsicht. „Wenn ein Bewohner im Stuhl sitzt, sollte man sich neben ihn setzen oder sich zu ihm hinunterbeugen“. All‘ diese Verhaltensweisen werden Neulingen erklärt. Außerdem ist meist ein erfahrener Kollege mit im Dienst, den man fragen kann“.
Karin Rother ist im ganzen Haus bekannt. Ihre Arbeit wird geschätzt. „Das ist ein schönes Gefühl“. Sie selbst plant, vor ihrem 80. Geburtstag in ein Altenheim umzusiedeln. „Dort würde ich mir natürlich wünschen, ab und zu von einem Ehrenamtlichen betreut zu werden“.