Huckingen. .
Über das Leben im Ruhrpott braucht man einem Duisburger eigentlich nichts zu erzählen. Doch genau das tat Frank Goosens nun bei der Lesung seines neuen Romans „Sommerfest“. Dabei erwies sich der Bochumer als waschechter Ruhrpott-Romancier und amüsierte sein Publikum im Steinhof hervorragend.
„Woanders weiß er selber, wer er ist, hier wissen es die anderen. Das ist Heimat.“ Für Stefan Zöllner, den Protagonisten, ist dies Bochum. Doch die Ruhrstadt hat er bereits vor zehn Jahren gen München verlassen. Ein Todesfall zwingt ihn im Juli 2010 zurück, er muss das Elternhaus verkaufen. Es wartet ein Wochenende mit skurriler Odyssee durch die alte Heimat.
Die Zuschauer lernen den Romanhelden kennen, als er in der Bude um die Ecke Brötchen kaufen will. Dort trifft er Bekannte wieder, denen er lieber nicht begegnet wäre. Darunter den penetranten Vollproll Toto Starek -- von Goosen so herrlich gelesen, dass man an Filmprolet Ralf Richter erinnert war. Oder die greise Budenbesitzerin Tante Änne, die Räuber mit einem „Wat wills‘ du denn? Verpiss dich!“ in die Flucht schlägt. Auch seine Oma Luise besucht er und trifft Charlie Abromeit wieder, seine Jugendliebe, an der noch immer sein Herz hängt.
Goosens Lesung kommt als Liebeserklärung an das Ruhrgebiet und seine Menschen daher. Die mal komischen, mal melancholischen Szenen mit seinen lebendigen, wenn auch teils überzeichneten Figuren, machen Freude. Der Autor ließ seine Zuschauer in Nostalgie schwelgen, sie erinnerten sich an Bonbon-Einkäufe in der Kindheit und bestätigten mit manchem „Oh ja“, dass auch die eigene Oma „Klümpchen“ zu den Leckereien sagte und dass die Mutter früher Bianca-Groschenromane las. Als Belohnung gab’s lächelnde Gesichter und viel Applaus.
Literatur alleine reichte Goosen allerdings nicht, er gewährte auch größtenteils heitere Einblicke in seinen Alltag, sprach mitunter über die E-Jugend von Armina Bochum, deren Trainer er ist. Auch verriet er, dass vieles im Roman nicht autobiografisch ist und dass es keine Charlie gibt. „Aber der Zorn über den Tod der Eltern ist schon mein Zorn.“ Zum Schluss teilte er noch eine Weisheit seiner Oma und damit war alles gesagt: „Kinder, jetzt kommt bald der Frühling. Habt euch lieb, aber macht hinterher wieder sauber.“