Süd.
449 Einzelmaßnahmen zur Verbesserung der Bäche südlich der Ruhr hatte der erste Workshop bei den städtischen Wirtschaftsbetrieben vor Weihnachten zusammengetragen (wir berichteten). In einem zweiten Workshop galt es jetzt, wichtige von weniger wichtigen Maßnahmen zu unterscheiden. Über grobe Vorgaben kam man dabei allerdings nicht hinaus.
Dabei war in vier Arbeitsgruppen über Wambach/Haubach, Angerbach, Dickelsbach und Rahmer Bach intensiv diskutiert worden. Die geringsten Möglichkeiten, stellte sich am Ende heraus, hat man beim Neuen Angerbach, der in den 1920er Jahren als Kanal angelegt worden ist. Er gilt als der am meisten denaturierte Bachlauf. „Wir haben es hier mit sehr begrenzten Freiräumen, einer hohen Hochwasserbelastung und Rückstau vom Rhein zu tun“, fasste Diplom-Geograph Frank Lippert vom Planungsbüro Zumbroich aus Bonn die Situation zusammen. Die Bonner hatten beide Workshops moderiert.
Am Angerbach sind daher nur punktuelle Verbesserungen möglich, könnten etwa die Kaskaden, die Stufen im Kanal, so abgeflacht werden, dass Fische besser durchkommen. Vorrang habe aber zunächst die in einigen Jahren anstehende Deicherneuerung.
Die Strahlwirkung
Renaturiert worden ist bereits der Bruchgraben in Huckingen. Und dabei wurde seine natürliche Fließrichtung von Süden nach Norden geändert. Die Ausstrahlung der dortigen Flora und Fauna in Richtung Norden könnte verbessert werden. Weiter in Richtung Westen zu gehen, zur Angermündung bei Haus Angerort, verhindert der neue Angerbach, der ihn kreuzt.
Hintergrund der Workshops sind europaweite neue Standards, die dazu zwingen, die biologische Funktion der Bäche und Flüsse zu verbessern. Da das im Ballungsgebiet nicht mehr durchgängig möglich ist, entstand das Konzept von der Strahlwirkung: Auch weniger naturnahe Abschnitte könnten davon profitieren, dass der Natur im jeweiligen Oberlauf wieder mehr Spielraum eingeräumt wird.
Das soll vor allem bei Wambach und Haubach geschehen, deren Oberläufe auf Mülheimer Gebiet liegen. Sie sind auf weiten Strecken unberührt. Dort könnten einfache Maßnahmen schnell Wirkung entfalten und bessere Lebensbedingungen für Tiere und Pflanzen schaffen, etwa der Abbau eines Beckens am südlichen Oberlauf des Wambachs bei Selbeck, wodurch Fische und Kleinlebewesen austreten könnten.
Auf Duisburger Gebiet schränken sich die Möglichkeiten bereits stark ein. Uferaufweitungen anstelle der Verrohrungen bei der Verbindung zwischen den Sechs Seen könnten dort greifen, ferner eine kleine Aufweitung vor der Mündung in den Dickelsbach.
Der Dickelsbach verrät mit seinem weitgehend geradlinigen Verlauf, dass er von Menschenhand umgeformt wurde. In Höhe des Klinikums Wedau fällt er im Sommer oft trocken. Im Winter ist er hochwassergefährdet.
Westlich der Sechs Seen, im dortigen Auenwald, könnte man ihn in den Wald austreten lassen, hieß es im Workshop. Man bekäme dann aber womöglich Konflikte mit Freizeitsportlern und Spaziergängern. Auch weiter südlich gäbe es diese Möglichkeiten - wenn da nicht die intensive forstwirtschaftliche Nutzung wäre. Als reale Möglichkeit bleibt, den Breitscheider Bach, der ihn von Süden her speist, abschnittsweise aufzuwerten und auf die Strahlwirkung dieser Maßnahmen zu setzen.
Beim Rahmer Bach wiederum standen die bereits bekannten Hochwasserprobleme im Vordergrund. „Wassermanagement“, nennen das die Fachleute. „Man kann das Grabensystem südlich von Rahm reaktivieren“, hieß es, kann die Zuflusssituation von Angermund prüfen. Dass der Bach im Sommer zeitweise trocken fällt, sei indes sein natürlicher Zustand, nicht aber das Hochwasser im Winter. Das sei die Folge davon, dass ein ursprüngliches Feuchtgebiet trockengelegt und besiedelt wurde.
Ökologische Aufwertungen seien in Rahm selbst punktuell möglich, durch Rückbau von Parkplatz-Flächen etwa, aber auch durch Aufweitungen entlang des Rahmer Sees und im Bereich des Golfplatzes in Huckingen, dort schon zusammen mit dem Angerbach.
Wo wann konkret angesetzt werden soll, das wird beim Abschlusstreffen der beiden Workshops im März Thema sein.