Buchholz. . Der Hamburger Kabarettist Henning Venske (72) gibt sich bissig wie eh und je. Bei einer Veranstaltung im Rahmen der Klinik-Kultur in der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik teilte er gnadenlos aus.
Vielen Menschen ist er aus dem Fernsehen bekannt, in der Sesamstraße und bei Tatort war er zu sehen. Kleinkunstfreunde kennen Henning Venske allerdings vor allem durch seine Verbalattacken auf Politik und Medien. In der „Klinik Kultur“ der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Buchholz bot er nun feinstes politisches Kabarett und demonstrierte eindrucksvoll, dass er auch mit über 70 Jahren nichts von seinem Biss verloren hat.
„Für den Kabarettisten sollte gelten: Weltbetrachtung, ja. Weltanschauung, nein. Toleranz: Null!“, fasste Venske sein Credo zusammen. Dementsprechend wenig zimperlich ging es dann auch bei seinem Jahresrückblick „Das war’s! War’s das?“ zu.
Am Akkordeon begleitet durch Musiker Frank Grischek teilte der Hamburger Kleinkünstler gnadenlos aus, rügte besonders Banken, Medien und Politiker. Sie alle seien das Vertrauen der Bevölkerung eigentlich nicht wert, diese These zog sich wie ein roter Faden durch sein Programm. „Sie benutzen den Begriff Vertrauen wie ein Stück nasses Klopapier, dass man zum Trocknen auf die Leine hängt.“
Sie, das sind die „Lallbacken“, darunter die „Börsenhirnis“ und die „intellektuellen Amokläufer“ der Kirche. Aber auch die „Staatsmannattrappe“ Christian Wulff, der „präsidiale Schnäppchenjäger“, gehöre dazu. Zudem die Liberalen, die immer noch behaupten, dass Deutschland sie brauche – „ja, aber nur zum Fremdschämen“.
Angela Merkel zählte Venske auch zu den Lallbacken. Sie regiere an der Mehrheitsmeinung der Deutschen vorbei, etwa, wenn es um Mindestlöhne oder den Afghanistankrieg gehe. Vieles liegt in Deutschland, folgt man Venske, im Argen. Grund zum Lachen besteht eigentlich nicht. Dass trotzdem viel gelacht wurde, ist gerade Venskes kritischem Blick und seiner scharfen, schonungslosen Zunge zu verdanken.
Im Halse blieben die Lacher allerdings stecken, als es um die NS-Zeit und den Umgang damit ging: „Bei Adenauer saßen mehr Nazis in der Regierung als im ersten Kabinett von Adolf Hitler.“ Rechtsradikalismus sei auch heutzutage noch aktuell, dies zeige das Oslo-Attentat und enge Verquickungen zwischen Verfassungsschutz und rechter Szene. Man schaue jedoch lieber auf Islamisten.
Es wurde aber auch wieder heiter, etwa durch Zukunftsprognosen über eine Wehrpflicht für Rentner. So bescherte Henning Venske seinem Publikum einen kurzweiligen, viel bejubelten Polit-Kabarettabend, der Zwerchfell und Kopf beanspruchte.