Duisburg-Walsum. . Der neue Vorstand des „Tschernobyl-Kinder e.V.“ will weiter geschädigten Kindern aus Weißrussland helfen

„Wir mussten schnell Bereitschaft zeigen und einfach ins kalte Wasser springen“, sagt Sigrid Dresen. Als die Rentnerin erfuhr, dass ihre Freundin Anni Miosga altersbedingt die Leitung der Duisburger Initiative „Tschernobyl-Kinder e.V.“ abgeben wollte, war für sie schnell klar, dass etwas getan werden muss, damit die Initiative weiterhin bestehen kann.

Denn der Verein ist für viele Kinder und Jugendliche aus Weißrussland, die unter den Folgen der Katastrophe des Kernkraftwerks Tschernobyl leiden, seit 19 Jahren ein Garant für Erholung und Entspannung in Duisburg. In Gastfamilien, wie zum Beispiel bei Dresens, finden die jungen Weißrussen im Alter von sieben bis 20 Jahren im Sommer für einige Wochen Ruhe und erfreuen sich interessanten Ausflügen.

„Als unsere Gastkinder 2010 mit trauriger Miene zu uns kamen, wusste ich erst nicht richtig, was los ist“, erzählt Dresen, „doch dann wurde es mir schlagartig klar: Es hatte sich herumgesprochen, dass Anni Miosga die Vereinsleitung aufgeben würde und die Kinder glaubten, nie wieder nach Duisburg zu kommen.“

Und tatsächlich hatte sich noch immer niemand der 22 Mitglieder bereiterklärt, die Initiative zu übernehmen. Das brachte Dresen ordentlich ins Grübeln. Wahrscheinlich, so glaubt sie heute, hat die Trauer auf dem Gesicht ihres Gastkindes Mascha (17) dann den Ausschlag gegeben, den besagten Sprung ins kalte Wasser zu wagen.

Den musste Dresen jedoch nicht alleine machen.

Vier andere Mitglieder erklärten sich ebenfalls bereit, mitzuhelfen. Dass das jedoch nicht einfach werden würde, war den Frauen von vornherein klar. Zunächst mussten sie als neue Vorsitzende des Vereins nach Weißrussland reisen, um sich dort vorzustellen. Neben öffentlichen Terminen mit der Schulministerin und einer Parlamentsabgeordneten, ist Dresen vor allem der Besuch des Dorfes Svetlogorsk in Erinnerung geblieben und hat sie in ihrem Engagement bestärkt: „Zu sehen, unter welch dramatisch schlechten Umständen die Menschen dort leben, hat mich schockiert und ermutigt.“

Ursel Caspers, die neue Kassenwartin des Vereins freut sich schon wieder, auch in diesem Jahr ein Gastkind zu empfangen. „Gerade in den Schulferien in Weißrussland sind die Kinder komplett auf sich alleine gestellt, weil die Eltern von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang arbeiten“, sagt die ehemalige Sozialpädagogin und fügt hinzu: „Hier mit den Kindern Schwimmen zu gehen und sie völlig unbeschwert und glücklich zu sehen, ist toll.“

Probleme mit den Kindern gab es noch nie.Verständigungsschwierigkeiten werden ganz einfach mittels Zeichensprache gelöst und brav sind die Kinder ohnehin. „Sie sind jedoch in keinster Weise unterwürfig. Was sie uns entgegenbringen ist tiefe Dankbarkeit und ehrliches Vertrauen.“