Großenbaum.
Wer so einen Laden wie „Michas Büdchen“ an der Saarner Straße betreibt, muss vielseitig sein und darf Arbeitszeit nicht scheuen. Im Gegenzug kann er fast den ganzen Tag mit seiner Familie verbringen und kommt dann so leidlich über die Runden.
So zu arbeiten und zu leben, dazu haben sich Micha Dijks (40) und seine Frau Kirstin (36) vor zwei Jahren entschieden, nach einem zuvor sehr wechselhaften Arbeitsleben.
Er ist von Hause aus Raumausstatter, musste sich aber nach Lehre und Bundeswehr-Zeit aus gesundheitlichen Gründen eine andere Betätigung suchen. Nach verschiedenen Stationen als Auslieferungsfahrer und drei Jahren Nachtschicht an einer Tankstelle übernahm er 2004 das ursprüngliche kleine Büdchen zur Lauenburger Allee hin.
Sie ist gelernte Bürokauffrau, fand aber nach drei Jahren Mutterzeit für Tochter Celina (10) keinen Einstieg mehr in die Versicherungsbranche, aus der sie kam. „Wegen der vielen Neuerungen galt mein Ausstieg als zu lang“, schüttelt sie den Kopf. Außerdem seien Mütter mit kleinen Kindern wohl nicht so begehrt. Folglich half sie ihrem Mann im Büdchen mit.
2005, berichten die Eheleute, wurden die Mietforderungen ihres Untervermieters derart hoch, dass sie in die „Donaustube“, den Pavillon an der Donaustraße in Rahm, auswichen und dahinter auch wohnten. Aber dort mussten sie 2006 wegen Schimmelbefalls aufgeben. Micha Dijks heuerte als selbstständiger Lkw-Fahrer bei einer Spedition an, konnte sich aber 2008 mit dem Ausbrechen der Rezession nicht mehr halten. Als zweites Standbein mietete seine Frau diesmal das ganze Ladenlokal an der Ecke Saarner Straße/Lauenburger Allee an. Und dort hat sich „Michas Büdchen“ seitdem etabliert.
Auf 130 Quadratmetern Fläche können die Eheleute fast jeden Wunsch erfüllen, jedenfalls solche, für die die Nachbarn nicht bereit sind, längere Wege in Kauf zu nehmen.
Dort, wo früher das kleine Büdchen war, bietet Kirstin Dijks heute gute gebrauchte Kleider und auch Spielwaren sowie Bücher aus zweiter Hand an. Den Verkaufserlös teilt sie sich mit dem Eigentümer der Ware.
Gegenüber, in der äußersten Ecke des Ladenlokals, befindet sich der „VIP-Bereich“, eine Sofa-Sitzecke mit Fernseher. Nebenan kann man aber auch an Tischen sitzen. Micha Dijks bedient dort gerade eine Kundin mit einer Tasse Kaffee und einem Croissant. Das kommt aus dem Backshop, wo es außerdem belegte und unbelegte Brötchen und Teilchen gibt. Um die Brötchen aufzubacken, ist der Händler schon um kurz nach vier Uhr früh im Laden. Um 6 Uhr früh kommen die ersten Kunden.
Zum Warensortiment gehören alkoholfreie und alkoholische Getränke, gekühlt und ungekühlt, sowie Lebensmittel („die typischen vergessenen Sachen“, so Dijks) wie H-Milch, Schlagsahne, Fertig-Backmischungen oder Chips, ebenso Gruß-, Glückwunsch- und Beileidskarten, Süßigkeiten für Kinder, 50 bis 60 verschiedene Zeitungen und Zeitschriften sowie 74 verschiedene Sorten Wein- und Schaumgummis und Lakritz. Zigaretten kann man aus Automaten ziehen. „Das ist von der Versicherung her günstiger“, sagt der Betreiber.
Man kann im Büdchen aber auch Faxe versenden, Kopien machen, Telefonkarten kaufen oder aufladen und Pakete aufgeben.
Kirsten Dijks kann zwischen durch Erledigungen machen. Bringt sie die Tochter zur Schule, verbindet sie das meist mit Fahrten zur „Metro“. Die „Spätschicht“ bis 22 Uhr übernimmt meist ihre Mutter.