Wittlaer. .

Sie waren die „Fabriken“ der vorindustriellen Zeit, die Mühlen, lieferten sie doch Energie gratis, ob durch Wind oder Wasser. Zwei gab es in Huckingen. An eine von ihnen, wenn auch heute auf Düsseldorfer Gebiet gelegen, erinnert der Bürgerverein Huckingen in seinem Weihnachts- und Neujahrsgruß: an die „Winkelhauser Ölmühle“ im Wäldchen zwischen Verloher Kirchweg und B 288.

Ihr genaues Alter ist danach noch nicht bekannt, vermutlich aber ist sie mindestens so alt wie der Steinhof, aus dem 12. Jahrhundert. Denn da existierte bereits das benachbarte Rittergut Groß Winkelhausen, damals als stattliche Wasserburg. Und zu diesem Gut gehörten die Ölmühle ebenso wie die weiter nördlich gelegene Sandmühle.

Ölmühlen, so berichtet der Neujahrsgruß, waren neben den Kornmühlen die häufigsten Mühlen. Darin wurde der ölhaltige Samen von Raps, Steckrübe oder Lein-Flachs mit Hilfe schwerer Steinrollen zerquetscht. Der zähfließende Brei wurde erhitzt und konnte so in Säcke gefüllt werden. Auch die dazu nötige Pressvorrichtung wurde von der Mühle angetrieben. „Das Öl fand als Speisefett, Schmiermittel, Lampenöl und zur Herstellung von Seifen und Lackfarben Verwendung“, schreibt der Bürgerverein.

Da die Sandmühle um das Jahr 1000 herum den Betrieb aufnahm, wird vermutet, dass die Ölmühle auch aus dieser Zeit stammt. Darauf deuten jedenfalls Eichenpfähle und -bohlen hin, die 1974 gefunden wurden. 1776/77 ließ der damalige Besitzer, Graf Karl Eugen von Hatzfeldt, mit großem Aufwand ein neues Mühlenhaus und einen neuen Stall bauen, die beide erheblich größer waren, als die Reste des heute sichtbaren Gebäudes vermuten lassen. In Unterlagen werden dafür stattliche Baukosten in Höhe von 2800 Reichstalern angegeben.

Laut Bürgerverein hatte das neue Mühlengebäude ursprünglich die Maße 9,90 mal 5,60 Meter. Allerdings wurde das neue Mühlrad erst 20 Jahre später, 1797, in­stalliert. 1814 wurde eine neue Scheune gebaut. Auf einer Karte von 1892 sei die Mühle klar erkennbar, heißt es.

Industriell gefertigte Öle machten der Mühle aber vermutlich nach dem Ersten Weltkrieg den Garaus. Ein Foto von 1933 zeigt die Mühle je­denfalls ohne Rad. Das Gebäude wurde zunächst als Unterkunft für die Melker von Gut Groß Winkelhausen genutzt, zuletzt war es vermietet, mittlerweile ist es baufällig.

Für mehrere bauliche Merkwürdigkeiten gibt es bis heute keine Erklärungen. So zieren sorgfältig behauene Quader aus Rotsandstein die südlichen Ecken des Gebäudes. Und obwohl auf der Ostseite des Gebäudes die zugemauerte Durchführung der Wasserradwellen deutlich zu erkennen ist, konnte kein Zugang zum Keller des Gebäudes gefunden werden. Auch die mittelalterlich anmutende Mauerung gibt Rätsel auf.

Seit 2009 ist die Ölmühle als Bodendenkmal eingetragen, das bedeutet, dass ihre bauliche Anlage für die Nachwelt dokumentiert wurde. Das Gebäude selbst soll abgerissen werden, steht es doch an einer Stelle, die noch am ehesten dazu geeignet ist, Baumaschinen oder einen Kran bei der anstehenden Verbreiterung der B 288 zur Autobahn auf deren Südseite aufzunehmen. An dieser Stelle bildet die Anger das geringste Hindernis.

Erst seit 1975 liegt die Ölmühle übrigens auf Düsseldorfer Gebiet. Seit 2007 ist sie im Besitz des Landesbetriebs Straßen NRW. Neuerdings ist sie eingezäunt.