Ungelsheim.

Wenn das keine schöne Einstimmung auf Heiligabend ist! „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ erklingt es im Gemeindesaal von St. Stephanus - und zwar auf ganz besondere Weise. Zehn Mundharmonikaspieler machen besinnliche Musik und zeigen bei der letzten Probe vor den Feiertagen noch mal, wie gut sie bei Puste sind.

Vorm Christbaum wollen einige der Hobbymusiker Weihnachtslieder zum Besten geben. Deshalb wird auch „Tochter Zion“ geübt - ein schweres Stück. „Man muss während des Spiels von C-Dur zu G-Dur wechseln - also die Mundharmonika austauschen“, erklärt Siegfried Blumenstein, seit 2007 musikalischer Leiter des Ensembles.

Eine C-Dur-Mundharmonika haben sie alle, viele die F-Dur-Variante. Manche sind noch besser ausgerüstet - besitzen eine „Kreuzwender-Mundharmonika“ - sie vereint sechs Instrumente in einem (mit sechs verschiedenen Tonarten). Blumenstein sowie Peter Hennen, der organisatorische Leiter des Ensembles, haben auch eine „Chromonika“ dabei. Mit ihr lassen sich auch halbe Töne spielen - sowie sämtliche Dur- und Moll-Tonarten anstimmen.

Blutjung sind sie nicht mehr die engagierten Bläser. „Das Durchschnittsalter bei uns beträgt 77,7 Jahre“, berichtet Peter Hennen schmunzelnd. Gegründet worden sei die Gruppe Anfang der 90er Jahre. Josef (Harry) Piel (später Gerhard Kalinke) leitete die Spieler an. Waren es zeitweise 15 Mitglieder, so sind heute noch elf Aktive dabei. Der Älteste - Josef Schuh - stammt von 1920, der Jüngste - Klaus Henrichs - ist erst 63 Jahre alt. Auch eine Dame mischt sich unter die Musiker: Käthe Joh-Henrichs.

Volkslieder und Schlager ma­chen neben den Adventsliedern das Repertoire der Mundharmonikagruppe St. Stephanus aus. Das Lieblingslied: „Fliege mit mir in die Heimat“. Zwei schwere Stücke: „Der Junge mit der Mundharmonika“ und die „Herz-Schmerz-Polka“. Die Hintergrundmusik zum Spiel der kleinen Blechblasinstrumente kommt von CDs, die Siegfried Blumenstein selber erstellt. Nach Noten spielt man übrigens nicht, sondern „so, wie uns der Schnabel gewachsen ist“.

Was es beim Mundharmonikaspielen besonders zu beachten gilt? „Man muss sich die Luft gut einteilen, eine spezielle Atemtechnik gelernt haben“, sagt Peter Hennen. Er selber bekam bereits mit sechs Jahren die heiß ersehnte Mundharmonika, Kollege Hans Weiland mit acht Jahren. Im Kindesalter haben eigentlich fast alle Mitglieder angefangen.

Schade finden die Freizeitmusiker, dass ihre Enkel „gar kein Interesse“ für das praktische Instrument (es lässt sich überall mit hinnehmen) aufbringen. Denn das Mundharmonikaspielen mache „wirklich viel Freude“. Für Anfänger haben die alten Hasen übrigens einen kleinen Tipp: Besonders leicht zu erlernen sei „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“.