Huckingen. .

Es schneit nicht und es ist nicht richtig kalt. Dies ist aber genau die richtige Atmosphäre für eine alternative Weihnachtsveranstaltung mit Musik und Geschichten, wie sie am Mittwochabend im gut besuchten Steinhof bereits zum zweiten Mal gefeiert wurde. Matthias Bongards und ein Jazz-Trio ließen sich dort von Bing Crosby inspirieren und begeisterten beim „Jazzy Christ­mas“, einer Begegnung zwischen Weihnachtslyrik und Musik.

Weihnachtsliedermit Jazz aufgepeppt

Die drei Jazz-Musiker stehen auf der Bühne, sie tragen Hemden und Blazer. Dieter Greifenberg haut in die Tasten seines Pianos, Konstantin Wienstroer zupft lässig die Saiten an seinem Bass und Peter Baumgärtner spielt sein Schlagzeug, schließt dabei die Augen und lässt die Musik auf sich wirken. Das Publikum lauscht, nickt im Takt und wippt mit den Beinen. Weihnachtlich sind bislang nur die Musikstücke, die Greifenberg eigens für den Abend in Jazz-Songs verwandelt hatte. So wurde „Jingle Bells“ zu „Swingle Bells“, aber auch Vivaldi oder „Stille Nacht“ peppten die Drei mit einer gehörigen Portion Jazz auf. Das Publikum bedachte jedes einzelne Lied mit Applaus und bejubelte die Instrumentensoli. In Huc­kingen kam die etwas andere Einstimmung auf Heiligabend sehr gut an, auch ohne besinnliche Atmosphäre.

Für die Adventsgeschichten war WDR-Moderator Matthias Bongard zuständig. „Alle Menschen feiern Weihnachten, weil alle Menschen Weihnachten feiern“, borgte sich Bongard die Worte von Kurt Tucholsky; es ging eben nicht um Weihnachtsstimmung, sondern um Spaß und davon gab’s reichlich. Im Wechsel zur Musik, die nur noch vage an die Originalstücke erinnerte, las Bongard mit seiner wohlbekannten Radiostimme moderne Texte und sorgte für ei­nen vergnüglichen Abend, der nicht nur Jazz-Fans gefiel. Die Texte stammten von seinen Be­kannten, darunter Ingo Insterburg, Fritz Eckenga und Kai Magnus Sting.

Skurril, abstrus und doch herrlich erfrischend waren die­se Weihnachtsgeschichten, etwa über einen Trickbetrüger beim Kindertheater oder eine besoffene Oma, die den Advent so heftig feiert, dass sie die Kerzen doppelt sieht. Eine Familie, die erfolglos versucht, den Onkel um die Ecke zu bringen, um seine Millionen zu erben, war ebenso dabei wie ein Student, der sich als Weihnachtsmann etwas Geld verdient und den Job abwechselnd hassen und lieben lernt, schließlich eine Mutter, die an Heiligabend Küchenbrände niederkämpfen muss.

Gebannt hingen die Zuschauer an den Lippen des Mo­derators und waren mucksmäuschenstill, bis an der richtigen Stelle das Lachen aus ihnen herausbrach.

Am Ende veranlasste lauter Jubel Matthias Bongard und das Jazz-Trio gleich zu mehreren Zugaben. „Jetzt habe ich keine Stimme mehr“, krächzte er heiser. „Da haben wir ja zum richtigen Zeitpunkt aufgehört.“ Auch im nächsten Jahr wollen die Vier wieder für jazzige Weihnachten im Steinhof sorgen.