Hüttenheim. .

Bilal Demir wollte den Betroffenen der Erdbeben in der türkischen Provinz Van helfen und holte seinen Kumpel Emrullah Yavuz mit ins Boot. Schnell war klar, sie würden ein Benefizkonzert für die Opfer organisieren, denn die beiden machen unter dem Namen „Darulezz“ selbst Musik.

Am Wochenende war es nun soweit, die erste „Hüttenheimer Hip Hop Nacht“ wurde unter dem Motto „All for Van“ im Regionalzentrum Süd gefeiert. „Wir wollen ganz Duisburg für eine gute Sache vereinen“, sagte Demir. „Das Konzert richtet sich vor allem an Jugendliche. Wir möchten zeigen, dass es wichtige Dinge im Leben gibt wie die Hilfe für Menschen in Not.“ Ob die Benefizveranstaltung überhaupt fürs Zielpublikum geeignet war, sollte jedoch noch in Frage gestellt werden.

Bereits beim Einlass ging es wenig zimperlich zu, denn die Basisgruppe des Jugendzentrums hatte für reichlich Sicherheitspersonal gesorgt. An der Tür kontrollierten die Mitarbeiter Ausweise und inspizierten mitgebrachte Taschen. „Nicht persönlich nehmen, wir wollen nur sicher gehen, dass niemand eine Bombe reinschmuggelt.“

Über 300 Gäste fanden sich an der Mündelheimer Straße ein, hier versammelte sich der Rap-Underground, man kannte sich. Begrüßungen mit Umarmungen und Küsschen im Minutentakt. Baseballmützen, protziger Goldschmuck und Embleme bestimmter Szene-Gruppierungen waren auch im Publikum vertreten.

„Leider sind heute Abend wenige deutsche Jugendliche dabei“, sagte Organisator Bilal Demir. Durch die vielen türkischstämmigen Künstler wäre das aber keine Überraschung. Dabei waren mitunter Iby und Talo, DJ Cumhur Hamarat und Hakikat. Insbesondere die Sicherheitsleute hatten zunächst viel Stress, denn einige Zuschauer gerieten aneinander. Es blieb jedoch bei Beschimpfungen und Geschubse.

War das Publikum zunächst heiß auf den Beginn der Veranstaltung, wollte bei den ersten Auftritten nicht so recht Stimmung aufkommen. Die Texte der Rapper auf der Bühne waren zudem nicht jugendfrei. Zwar dürften den Teenagern die verwendeten Begriffe etwa für Genitalien, Geschlechtsverkehr oder etliche Beleidigungen schon vorher durchaus bekannt gewesen sein. Sie jedoch auf einem Benefizkonzert zu hören, dass sich speziell an Jugendliche richtet, wirkte unpassend. Dies sei, so der Rapper Money, vor allem ein Kommunikationsfehler. „Vor zwei Tagen wurden wir gefragt, ob wir auftreten könnten. Nach unserer Probe haben wir durch Zufall erfahren, dass wir mit Schimpfwörtern vorsichtig sein sollen, da war’s aber schon zu spät, um alles umzuschmeißen.“ Dass es mitunter „Palaver“ gab, verurteilte er: „Die jungen Leute müssen erst noch lernen, dass man lieber gewaltfrei Spaß hat, als mit einem blauen Auge nach Hause zu gehen.“

Jugendzentrumsleiter Cevdet Maras zog trotz allem ein positives Resümee. Nach Startproblemen „lief alles sehr friedlich ab“. Auch die Stimmung sei noch sehr gut geworden und man habe eine tolle Party gefeiert. Rund 120 Euro kamen für die Erdbebenopfer zusammen. „Ich hätte mir mehr gewünscht. Wenn wir aber nur einem Jugendlichen vermitteln konnten, dass es sich lohnt, sich sozial zu engagieren, dann war das Konzert ein Erfolg.“ Ob es eine Neuauflage gibt, wird noch diskutiert.