Großenbaum. .

Ein Ort, an dem man nur mit Flüsterton spricht, ist die Schul- und Stadtteilbibliothek in Großenbaum nicht, Spaß und Lachen sind erwünscht. Dies galt auch am Wochenende, denn es war Spiele-Samstag für Kinder zwischen vier und acht Jahren, sowie für deren Eltern. Da ließen sich die Kleinen auch nicht zweimal bitten und kamen zahlreich in die Bücherei, wo es für sie viel zu entdecken gab. Gleich mehrere Dutzende Spiele hatten Frank Riemenschneider und Harald Schrapers zum Kennenlernen und Ausprobieren mitgebracht. Die beiden Duisburger sind waschechte Spiele-Experten und Beiräte der Jury, die den begehrten Preis „Kinderspiel des Jahres“ vergibt.

Die spielwütigen Büchereibesucher legten sofort los: Überall bunte Spielbretter und -karten mit Tieren, Zauberern und Monstern; das sorgte für leuchtende Kinderaugen und strahlende Gesichter. Langeweile kam nicht auf, denn wenn sich ein Spiel mal als „doof“ herausstellte, waren die Kleinen schonungslos kritisch, fackelten nicht lange, sondern gingen ruckzuck zum nächsten.

An einem Tisch schnitten sie vergnügt Grimassen, tröteten laut wie ein Elefant oder äfften Schimpansen nach, während an einem anderen bunte Würfel rollten. Bei einem Magnetspiel achteten die Kids voller Konzentration darauf, dass ihre Spielfiguren nicht in Stolperfallen gerieten.

Als Dauerbrenner erwies sich der diesjährige Kinderspiel-Preisträger „Da ist der Wurm drin“, bei dem sich knallbunte Würmer ein Wettrennen liefern und sich mit Hilfe von Anlegeteilen durch einen mitunter verdeckten Spielplan wühlen. „Ich hab’s schon vier Mal gespielt“, verriet der dreijährige Leon. „Das ist richtig spannend.“ Auch bei seiner Mutter Nadine Kühn kam das Spiel gut an. „Man fiebert mit, weil der Würfel entscheidet, wie weit man kommt. Mir gefallen auch die leuchtenden Farben und Motive“, ein Garten mit vielen Blumen und Tieren. „Außerdem ist es sehr robust und geht nicht schnell kaputt.“

Dass die Auswahl generell gut ankam, überraschte Frank Riemenschneider nicht, denn „wir versuchen, die Trends zu setzen.“ Das ist mit harter Arbeit verbunden, aber die sechsköpfige Jury sei dabei „sehr professionell und leidenschaftlich“. Rund 100 Spiele erscheinen jährlich in Deutschland. Für den Preis berücksichtigt werden allerdings nur diejenigen, die auch im Handel verfügbar sind. Um möglichst viele Eindrücke zu sammeln, werden außerdem etliche Testgruppen einbezogen. „Es vergeht kein Tag, an dem ich mich nicht auf die eine oder andere Weise mit Spielen beschäftige.“ Zwar gibt es objektive Kriterien, die eigene Meinung fließt aber auch mit in die Wertung ein. Harald Schrapers verrät: „Ich mag es, wenn Kinder und Erwachsene zusammenspielen können.“ Aber auch generelle Trends zeichnen sich ab, die teilweise über den Erfolg von Neuerscheinungen entscheiden: An Magnetspielen komme man seit Jahren nicht mehr vorbei und Spiele mit dem sogenannten Tiptoi-Stift, einem Minicomputer, werden auch immer zahlreicher. Manches scheint sich aber nie zu ändern: „Prinzessinnen und Pferde bei Mädchen, Ritter und Piraten bei Jungen oder Zauberer sind Motive, die sehr oft begeistern,“ sagte Riemenschneider, der mit seinen Jury-Kollegen schon wieder fleißig die ersten Kandidaten für den nächstjährigen Preis testet, während sich die Kinder aus Großenbaum zunächst ihre neuen Lieblingsspiele vom Christkind wünschen.