Buchholz.

Wer hätte das gedacht: Da trommelt die Caritas 38 Bildungspaten zusammen, um Kindern, die es nötig haben, kostengünstig Nachhilfe anzubieten - und der Bedarf stellt sich gar nicht ein. Jedenfalls haben bislang erst sieben Bildungspaten einen Schützling bekommen.

Auf diese Diskrepanz wiesen die von Caritas-Sozialarbeiter Horst Ambaum versammelten Bildungspaten jetzt im Caritascentrum Süd am Sittardsberg hin. Dabei hat­ten sie sich vor den Sommerferien sogar der Unterstützung von Schulrätin Sylvia Schulte versichert. Aber nur fünf der 13 Grundschulen im Bezirk hatten interessierte Eltern an die Caritas vermittelt.

„Wir müssen jetzt selbst versuchen, die Eltern zu ermuntern“, so Ambaum. Denn es stünden genügend Mittel bereit, um die 38 Bildungspaten auch finanzieren zu können. Erst vor kurzem hatte die Caritas-Stiftung auf Ebene des Bistums Essen weitere 3 000 €­ loc­ker gemacht.

Horst Ambaum räumte indessen ein, dass auch an der Ausrichtung auf die Zielgruppe gearbeitet werden muss. Hartz-IV-Empfänger sollten es ursprünglich nicht sein, da sie ja neuerdings Bildungsgutscheine beantragen können, um sich Nachhilfe auf dem freien Markt einzukaufen. Folglich war das Projekt auf Eltern ausgerichtet, deren Einkommen knapp über den Hartz-IV-Sätzen liegt.

„Wir haben festgestellt, dass ein Bildungsgutschein jedoch nur bewilligt wird, wenn die Versetzung eines Kindes gefährdet ist“, berichtete Ambaum. Das halten die Bildungspaten für völlig verfehlt, weil das Kind dann ja schon „in den Brunnen gefallen“ sei. Es gelte, durch kontinuierliche Betreuung gerade die Gefährdung einer Versetzung zu verhindern. Nicht das drohende Sitzenbleiben dürfe das Kriterium sein, sondern der schon vorher bestehende Förderbedarf.

Und weil vor allem Kinder von Zuwanderern nicht gleich aufgrund sprachlicher Schwierigkeiten an den Rand gedrängt werden sollen, sollen auch nicht mehr nur Kinder im im dritten und vierten Schuljahr betreut werden. „Wir müssen früher anfangen“, so Ambaum. Im übrigen sei erschreckend, dass manche Familien sich ja nicht nur Nachhilfe nicht leisten könnten. „Viele haben auch kein Geld für Winterkleidung.

Drei der sieben bereits beschäftigten Bildungspaten berichteten von ihren ersten Erfahrungen. Marion Köllner (52) aus Huckingen gibt einem türkischen Jungen aus dem vierten Schuljahr an der Grundschule Im Reimel in Mündelheim seit Ende der Sommerferien Nachhilfe. „Die Kinder sind total offen“, sagt sie. Die studierte Germanistin und Anglistin hatte schon als Lesemutter in der Grundschule ihrer Kinder gute Erfahrungen gemacht. „Ich stehe ja lobend dahinter, mache keinen Druck“, erklärt sie sich das. „Ich versuche, Positives zu vermitteln.“

Sven Momber (20) aus Hochfeld hat den Ruf weg, „der Mann“ zu sein, „der die Fünfen weg kriegt.“ Das war vier Wochen vor den Zeugnissen. Sein heutiger Schützling ist an der Grundschule in Wanheim ein Junge polnischer Herkunft aus der vierten Klasse. Positiv fiel auch die Bilanz von Kerstin Schepers (44) aus Buchholz aus, die, ebenfalls in Wanheim, einer Drittklässlerin aus Polen nachhilft. „Das Kind arbeitet gut mit, ist willig“, sagt sie.

Ansonsten konnten die Bildungspaten nur mutmaßen, woran es liegt: dass die Lehrer zusätzlichen Aufwand damit haben, die Eltern anzusprechen, oder weil junge Eltern nicht mehr unbedingt die Zeitung lesen. Jedenfalls soll mehr Werbung gemacht werden.