Huckingen.

Sie ist für den Stoffwechsel lebenswichtig. Manche Menschen muten ihr aber viel zu. Was es mit der Leber auf sich hat, welche typischen Leiden es gibt und wie man sie verhindert bzw. therapiert, das war jetzt Thema bei der gemeinsamen „Sprechstunde“ von Betriebskrankenkasse Novitas und Maltesern.

Referent im Steinhof war vor über 40 Zuhörern Prof. Dr. Martin Wegener, Chefarzt der Inneren Medizin am Malteser-Krankenhaus Sankt Anna.

„Die Leber ist ein Kraftwerk im Körper“ erklärte er. Sie reguliere den Fett-, Stoffwechsel- und Hormonhaushalt, lagere Zucker, Fette und Vitamine, entgifte das Blut, bilde lebensnotwendige Enzyme für die Blutgerinnung und sondere über die Galle Stoffwechselprodukte aus, umriss er die Funktionen des Bauchorgans. Wenn sie aber erkrankt, bereitet sie selten oder erst spät Schmerzen. Bei Entzündung schwillt sie an. Hält die Entzündung an, baut sich ihr Gewebe um, büßt dadurch aber an Funktion ein. Leberzirrhose nennt sich das. Und dann, so der Chefarzt, sei das Krebsrisiko 40fach erhöht.

Als häufigste Leberleiden benannte der Professor die Fettleber mit der Folge der Entzündung (auch durch Viren verursacht), Mineralien-Mangelerkrankungen, Autoimmunerkrankungen, Erkrankungen der Galle, der Gallenwege sowie der Lebergefäße und Vergiftungen, etwa durch Medikamente.

Abgeschlagenheitund Müdigkeit

„Meist sind Lebererkrankungen ein Zufallsbefund - durch erhöhte Leberwerte im Blut“, erklärte der Referent. Das Enzym GPT komme dann häufiger im Blut vor, bei schweren Leberschäden auch das Enzym GOT, bei Gallenwegserkrankungen und Vergiftungen das Enzym GGT und bei Gallenleiden der AP-Wert. Ein höherer „Quickwert“ zeige die schlechte Gerinnungsfähigkeit des Blutes als Folge eines Leberschadens an. Äußere Symptome seien Abgeschlagenheit und Müdigkeit, Juckreiz, dunkler Urin, eine hochrote Zunge, weiß verfärbte Fingernägel, gerötete Handinnenflächen, feinste sichtbare Äderchen am Körper oder Schmerzen im rechten Oberbauch. Die Gelbsucht - verursacht durch den nicht abgebauten Gallenfarbstoff Bi­lirubin - zeige das Spätstadium der Zirrhose an.

Den jeweiligen Ursachen auf die Spur zu kommen, „dazu ist das offene Gespräch mit dem Arzt nötig“, erklärte der Mediziner. Infektionen könnten dabei eine Rolle spielen, Alkoholkonsum, aber auch Sexualpraktiken. Eine Verdichtung/Verfettung der Leber falle schon beim Ultraschall auf. Bei Verdacht auf einen Tumor müsse eine Computertomografie gemacht werden. Schonender sei eine Kern­spintomografie. Eine fortgeschrittene Erkrankung sei auch an Krampfadern in der Speiseröhre, Folge eines Blut-Staus vor der Leber, erkennbar. Dazu müsse die Speiseröhre gespiegelt werden. Das sei wichtig, weil innere Blutungen als Folge tödlich enden könnten.

Die Gallengänge könnten gespiegelt, also endoskopiert werden, der Leber selbst würde durch die Bauchdecke eine Gewebeprobe entnommen, um den Schweregrad einer Erkrankung zu ermitteln. Wie weit eine Leberzirrhose fortgeschritten sei, zeige eine Elastographie, ein Ultraschall-Stoß.

Bei Fettleber und Zirrhose müsse komplett auf Alkohol verzichtet werden, bei Fettleber zudem das meist vorhandene Übergewicht abgebaut und behutsam auf eine Lebensform mit viel Obst und Gemüse, weniger Fleisch und viel Bewegung umgestellt werden. „Dann kann man“, so Prof. Wegener, „mit einer Zirrhose alt werden.“ Leberentzündungen durch Hepatitis-Viren würden mit Interferon-Spritzen und Tabletten behandelt. Autoimmunerkrankungen, wovon meist Frauen betroffen seien, würden mit Kor­tison und später Tabletten kuriert. „Die Tabletten sind dann lebenslang nötig“, so der Referent.

Eine Mangel-Erkrankung wie die Eisenspeicherkrankheit sei erblich und am Eisenstoffwechsel erkennbar. Zur Behandlung greife man zum Aderlass. Generell gelte, so der Referent, dass bei einer Lebererkrankung jede zusätzliche Belastung der Leber schädlich sei.