Mündelheim. .

Für die Mündelheimer gehörten sie einfach dazu, machten den Stadtteil 26 Jahre lang bunter. „War das eine geile Zeit!“ haben sie deshalb ins Abschiedsbuch für Maria und Michele Zangari geschrieben. Die beiden Pizzabäcker waren im Duisburger Süden eine Institution, nun sind sie im Ruhestand - und vielleicht schon unterwegs gen Italien, wo sie jetzt erstmal Urlaub machen wollen.

Micheles Geschichte ist eine Migranten-Story. 1960 kam er nach Deutschland, folgte seinem Vater, der zuvor als Gastarbeiter eingereist war. „Ich war damals 13 Jahre alt, ging hier in Mündelheim noch zwei Jahre lang zur Schule, bevor ich zu arbeiten begann“, erinnert sich der 64-Jährige. Er jobbte hier und da, war längere Zeit in der Kokerei der Hüttenwerke beschäftigt. Dann jedoch schlug er einen ganz neuen beruflichen Weg ein - und das lag vor allem an Maria, seiner Ehefrau, die er beim Heimatbesuch in Kalabrien kennengelernt und nach Duisburg „gelockt“ hatte.

Sie überredete ihn, die Trinkhalle an der Straße Zum Grind (Ecke Krefelder Straße) zu übernehmen und als Imbiss auszubauen. Die tatkräftige junge Frau hatte die nötige Erfahrung, denn sie hatte schon einige Jahre lang in einer Imbiss-Stube mitgearbeitet.

Das Experiment „Selbstständigkeit“ gelang, nach drei Jahren allerdings wechselten die Zingaras erneut den Kurs. „Viele unserer Kunden sagten immer wieder: Das geht doch nicht. Ihr seid Italiener und verkauft keine Pizza!?! Da beschlossen wir, auf Pizzeria umzusatteln. Pommes gab es ja damals schon an jeder Ecke“, berichtet Maria.

Die Rezepte erhielten sie von einem Onkel, der in Rom zwei Pizzerien betrieb. Michele ließ aber auch eigene Kochkünste walten, zu Hause hatte er schließlich immer schon Pizza für die Familie gebacken. Sein „bestes Stück“: die Scharfe - mit allem drum und dran (das heißt: Peperoni, Schinken, Thunfisch, Salami, Champions, Zwiebeln, Knoblauch).

Aus „Da Maria“ wurde nach und nach ein lauschiges Restaurant. Denn die Zingaras bauten den Hinterhof zu einem mit Pergola überdachten Terrassen-Lokal aus. Unter Weinreben konnte man hier täglich ab 17 Uhr Vino und Pasta genießen. „Dschungelpizzeria“ hieß das Restaurant deshalb auch unter Insidern.

Die „Bambini“ des Dorfes liebten das italienische Pizzabäcker-Paar. „Wenn die Kinder von der Schule kamen, haben sie oft bei uns angeklopft und gefragt, ob sie ein Stück Pizzateig haben können. Das werden wir nie vergessen“, erzählen die Zingaras gerührt. Dank sagen möchten sie auch dem Mündelheimer Bürgerverein, der sie „immer so toll unterstützte“.

Als singender Pizzabäcker wird Michele in die Mündelheimer Annalen eingehen. Er, der als Jugendlicher mit seinem Brüdern in einer Band spielte, gab in seinem Lokal oder auch bei Veranstaltungen im Ort gerne eine Kostprobe seiner Gesangskünste. Im Jahre 2008 belegte er im Wettbewerb „Mündelheimer Ohrwurm“ sogar den ersten Platz.

Während die 55-jährige Maria sich nun aufs Herumwurschteln im Garten freut, will Michele künftig wieder mehr Musik machen. Er plant ein Mündelheimer Lied zu veröffentlichen - mit dem Titel „Lebe deinen Traum“.

Genau das wollen nun die Nachfolger der Zingaras - Raziye Ferah (Spitzname Aki) und ihr Mann Cemal - tun, die das „Da Maria“ übernommen haben. Aki, die 20 Jahre lang in der Gastronomie gearbeitet hat - zuletzt in Großenbaum - hatte einmal in der Pizzeria ausgeholfen und schnell Freundschaft mit Michele und Maria geschlossen. „Die beiden haben mir alles von der Pike auf beigebracht, ich habe zwei Monate lang geübt“, sagt sie schmunzelnd. Cemal, der früher als Selbstständiger mit einem Imbisswagen durch die Gegend kurvte, hat sich ebenfalls im Pizza-Backen fit gemacht. Etwas Bammel haben die beiden Neuen schon, aber „Kopf hoch und durch“ sagt sich Raziye. „Im ,Da Maria’ bleibt alles, wie es ist“, verspricht sie den treuen Kunden.