Wittlaer..

Der „Kleine Feine“ hat es in sich. Er ist knackig, saftig, ausgewogen süß-sauer. Und: „Er versprüht ein wahres Feuerwerk an Aromen“, sagt Ingeborg Cordes, Betriebsleiterin vom „Apfelparadies“ an der Stadtgrenze zwischen Huc­kingen und Wittlaer.

Die Apfelernte ist abgeschlossen, als letzte Sorte wurde vor etwa vier Wochen der Braeburn von Baum geholt. „Der muss lange hängen, bis er seine Reife hat. Und wenn die Nächte schön kühl sind, wird er schön rot“, erklärt Cordes und fügt an: „Dass der Braeburn, ein neuseeländischer Apfel, überhaupt in Deutschland wächst, hängt mit der Klimaveränderung zusammen.“

35 verschiedene Apfelsorten werden von Familie Schumacher, den Inhabern des „Apfelparadieses“ und weiterer Anbaubetriebe in Tönisvorst, Meerbusch und Moers, angebaut und verkauft. Klassiker wie der „Elstar“ oder der „Jonagold“ (gut zum Backen) sowie der „Boskop“ (für Kuchen und Rotkohl) gehören dazu, aber auch alte Sorten wie der „Topaz“ oder der „Berlepsch“. In den Kühlhäusern der Apfelexperten lagern aber auch exotischere Früchtchen wie die grüne Sorte „Mutsu“, die nach Ananas schmeckt. Oder „Fuji“, die extrem süße Variante. Und Nischenprodukte wie „Nashi“ oder „Benita“ - das sind Zwischenformen zwischen Apfel und Birne.

„Es gibt mittlerweile auch eine Apfelsorte, die von Allergikern gegessen werden kann, weil ihr ein bestimmtes Peptid fehlt“, berichtet Cordes. Für den sogenannten „Santana“ reisen Kunden sogar von weit her an. Auf der fast 40 Hektar großen Anbaufläche mit rund 100 000 Obstbäumen und -sträuchern darf jedoch nicht jede Sorte einfach so kultiviert werden. „Es gibt Apfelsorten-Lizenzen, die weltweit gelten“, erklärt die Betriebsleiterin.

Weil das Frühjahr so warm war, habe man in diesem Jahr schon Anfang Juli mit der Ernte begonnen. Zu den festangestellten Mitarbeitern gesellen sich im Sommer die Erntehelfer - meist polnische Apfel­pflücker, die schon in der zweiten Generation herkommen. Früchte, die kleine Schadstellen aufweisen, werden als Kochobst oder Pferdefutter angeboten, kleine Exemplare zu Saft verarbeitet - frisch gepresst oder erhitzt. Das meiste geht aber in den Frischverzehr“, so Cordes. Preis pro Kilo: 1,20 bis 1,90 Euro.

Die Pflege der „runden Nährstoffbomben“ sei gar nicht so kompliziert. Wichtig sind ein spezieller Baumschnitt, nur eine gewisse Menge an Äpfeln pro Ast bzw. Baum und Dünger. „Das Spritzen versuchen wir weitestgehend zu vermeiden. Wir wollen ja, dass unsere Äpfel mit Schale gegessen werden können“, sagt Cordes. Schädlinge werden mit natürlichen Tricks bekämpft. Dem „Apfelwickler“ etwa rückt man mit Hormonfallen zu Leibe.

Damit sie ganzjährig frische knackige Äpfel aus eigenem Anbau anbieten können, lagern die Schumachers ihre Erträge in speziellen Kühlhäusern mit einer Temperatur von etwa drei Grad. „Die sind luftdicht verschlossen, sodass kein weiterer Sauerstoff dazu kommt. Denn in einer sauerstoffarmen Atmosphäre setzt die Reifung der Äpfel aus“, erläutert die Betriebsleiterin.

„One apple a day - keeps the doctor away“ - diesen Satz kann Ingeborg Cordes unterstreichen. Äpfel haben über 30 Vitamine und Spurenelemente, viel Kalium und andere Mineralstoffe wie Kalzium, Magnesium, Phosphor oder Eisen. Sie selber isst jeden Tag einen Apfel - am liebsten den richtig sauren „Topaz“.

Ein ganz besonderes Früchtchen sei übrigens der „Königsapfel“. Er hat ein rotes Fruchtfleisch. „Kinder sind begeistert, wenn man daraus roten Apfelsaft oder Apfelmus macht“, weiß sie. Für die kommende Adventszeit empfiehlt sie Bratäpfel. Besonders geeignet dafür sei die „Rubinette“, die gut mit Nüssen, Marzipan und Zimt harmoniert.