Rahm.

Das waren noch Zeiten: Es gab in der Kirchengemeinde St. Hubertus mehr Gemeindemitglieder als die Gemeinde Einwohner hatte. Diese Zeit: Zu Beginn des 19. Jahrhunderts . Diese Zeit wird am Samstag wieder lebendig werden.

Dem 2009 gegründete Förderverein St. Hubertus e.V. ist es gelungen, rund 90 Jahre alte Architektenentwürfe für eine einmalige Ausstellung zusammenzustellen. Sie zeigen, wie bedeutend die Gemeinde St. Hubertus vor hundert Jahren einmal war. Wegen der großen Anzahl von Gemeindemitgliedern entstand beim Angermunder Pfarrer Dr. Heinrich Viehof der Wunsch, den Menschen in Rahm auch ein angemessenes Gotteshaus zu schaffen.

Dr. Heinrich Viehof. Pfarrer in Angermund-Rahm, war 1909 nach zehnjähriger Tätigkeit als Kaplan in Bonn an den Niederrhein gekommen. Viehof, der sich auch im 1. Weltkrieg um die Soldaten kümmerte und sie mit Informationen versorgte, erkannte auch, dass die Menschen in Rahm nicht länger ein Anhängsel der Großgemeinde sein wollten und errichtete noch in den Zeiten des Krieges 1917 einen eigenen Seelsorgebezirk für Rahm errichtete. Erster Pfarrer der Gemeinde war ein junger Mann: Walter Schönheit. Er hielt seinen ersten Gottesdienst am 7. Oktober 1917 ab. Schönheit erkannte aber auch, dass die Notkirche (eine alte Schule) kein Dauerzustand sein kann. Mit viel Elan kümmert sich der erste 32jährige Pfarr-Rektor um ein neues Gotteshaus. 1925 wurde es fertig und am 6. Mai 1928 gab es die feierliche Einweihung. Vorher waren die Gemeindemitglieder mehr als einmal verzweifelt: Das Geld reichte nie.

Die neubarocke Kirche mit ihrem Zwiebelturm ist absolut untypisch für den Niederrhein. Dass dieses Kleinod so entstehen konnte, ist aber eher die Folge blanker Not, wie die Gemeinde freimütig zugibt: „Der absolut untypische Baustil wurde dem geschenkten Barockmobiliar aus der Kirche in Karken (1781 bis 1783) angepasst“. Das war aber zu Beginn der Bauüberlegungen nicht bekannt.

Vier Architekten bekamen einen Auftrag, mühten sich zwischen 1915 und 1925 mit sehr unterschiedlichen Entwürfen um den Zuschlag. Der heute charakteristische und weithin bekannte Zwiebeltum der Barockkirche unterscheidet sich doch sehr von den Ideen der anderen Baumeister. Die anderen Entwürfe hatten sich zum Teil an dem Auftrag orientiert, eine Zentralkirche mit „kathedralähnlichem Charakter“ zu planen.