In der katholischen Kirche Sankt Raphael in Bissingheim gibt es einen der modernsten Kreuzwege in Duisburg. 14 auf Holzplatten gemalte und geschnitzte Skizzen des Hattinger Künstlers Egon Stratmann veranschaulichen hier den Leidensweg des Jesus von Nazareth, wie ihn die Bibel überliefert.

Sie lösten dort 1989 die in vielen katholischen Kirchen verbreiteten Tontafeln ab. Angebracht sind die Skizzen im einzigen Seitenschiff der Kirche.

Werner Heib und das Bild der 15. Station.
 WAZ Foto : Jürgen Metzendorf
Werner Heib und das Bild der 15. Station. WAZ Foto : Jürgen Metzendorf © WAZ Jürgen Metzendorf

„Das Seitenschiff diente ursprünglich als Beichtkapelle”, berichtet Werner Heib, der sich in der Gemeinde seit Jahren engagiert. Zu einem Seitenschiff kam die Kirche allerdings erst, als das Zweite Vatikanische Konzil eine Liturgie-Reform erbrachte. Von da an sollte der Priester die Wandlung mit Blick zur Gemeinde hin vollziehen. Mitte der 1960er Jahre musste dazu der Altar von der Rückwand des Altarraumes in dessen Mitte gerückt werden. Dazu aber war der Altarraum zu klein, befand sich doch hinter einer Trennwand am Altar die Sakristei. Da zudem die Toiletten zum Gemeindesaal nur von außen erreichbar waren, entschloss sich die Gemeinde zu einem großen Umbau: Kirche und Gemeindesaal wurden mit einem Anbau verbunden. Darin wurden Sakristei und Toiletten untergebracht. Und es entstand das Seitenschiff der Kirche.

Eine schmale Bleiverglasung, die einen durchgehenden Dornenzweig zeigt, verschafft dem Kreuzweg Tageslicht. „Das Markante an unserem Kreuzweg ist”, erzählt Werner Heib, „dass das Kreuz stets aus dem Bild herausragt.” Es ist überdies auf allen 13 Bildern, die es zeigen, durch eine geschnitzte Kerbe abgesetzt.

Wie jeder Kreuzweg beginnt auch der in Bissingheim mit dem zu Tode verurteilten Jesus. Dabei wäscht bekanntlich sein Richter, der römische Statthalter Pontius Pilatus, seine Hände in Unschuld. Das Wasser ist übrigens rot gefärbt. Der Kreuzweg endet auch an der Hermann-Grothe-Straße mit Station 14: Jesu Leichnam wird ins Grab gelegt.

Eine 15. Station leistete sich die Gemeinde 1994. Der frühere Pfarrer Karl Babilon hatte sich 1990 zum Goldenen Priesterjubiläum Geld dafür gewünscht. Während die 14 Stationen auf Holztafeln von ungefähr 30 mal 40 Zentimetern festgehalten sind, ist die letzte Station mannshoch. Sie zeigt, in dunklem Umfeld, die drei Frauen, die Jesu leeres Grab entdeckten. In grellem Gelb taucht der Engel neben ihnen auf, um ihnen die Auferstehung zu verkünden.