Duisburg-Hüttenheim. .

Ende 1911, also vor hundert Jahren, zogen die ersten Bewohner in die Beamtenkolonie Schulz-Knaudt-Straße in Hüttenheim – heute eine begehrte Wohngegend mit schönen Gründerzeithäusern. Ein Rundgang.

Der Herbstwind rauscht durch die stattlichen Platanen an der Schulz-Knaudt-Straße. Die meisten Häuser rechts und links sind sorgfältig renoviert, die Erker und Säulenkapitelle frisch angestrichen, die Vorgärten gepflegt. Eine schöne Siedlung - schließlich wurde sie einst für Leitende Angestellte der Schulz-Knaudt-Werke gebaut. Ende 1911, also vor hundert Jahren, zogen die ersten Bewohner ein.

Als Abgrenzung zur Arbeiterschaft nannte man die Führungsriege des Hüttenwerks Beamte und die Siedlung, in der sie wohnten, entsprechend Beamtenkolonie. Der spätere Direktor Weißweiler stellte allerdings klar: „Ich bin Ingenieur, kein Beamter“.

Je größer die Häuser und je weiter sie vom Werk entfernt lagen, umso höher war der soziale Status der Bewohner. Harald Molder, Vorsitzender der Zeitzeugenbörse, weist auf die Villa Lenort, eine der beiden Direktoren-Domizile an der Ecke Hermann-Rinne-Straße hin.

Der großbürgerliche Bau wurde 1938 zum Gästehaus, später zum Kasino umgebaut und mit einem Glasanbau versehen. Seit Jahren nutzt ein Architekturbüro das Haus.

Nebenan stand Haus Rinne, das Domizil des ersten Werkdirektors Hermann Rinne. Hohe Decken, großzügige Fenster, edle Böden - wie es sich gehört. Von den Stuck­decken hingen schwere Kristallleuchter.

Beamtenkolonie Hüttenheim

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„Die Leuchter wurden beim Kommunistenaufstand 1923 von der Decke gerissen“, weiß Molder aus Archivunterlagen. Vor der Villa Rinne wurde ein Galgen aufgebaut, das Auto des Direktors - eines wenigen, die es in Hüttenheim gab - wurde geplündert. „Es war richtig was los damals hier. Leider gab es auch zwei Tote zu beklagen. Ein Kommunist, der von den Landjägern, die das Werk angeheuert hatte, erschossen wurde und einer der Landjäger“, so Molder.

Villa Rinne, in dessen Garten später auch Direktor Gille mit tadellosem Anzug, gestärktem Hemd und dicker Zigarre im Munde flanierte, wurde 1959 abgerissen und durch ein Mehrfamilienhaus im Stil der 60er Jahre ersetzt.

Die Werkmeister durften sich ebenfalls in der 1923 erweiterten Beamtenkolonie nie­derlassen, allerdings in Häusern, die deutlich kleiner ausfallen und näher zum Werk liegen, etwa in der Straße Am Mühlstein.

Hans Werner Eggeling, der Architekt, der auch die Hüttenheimer-Siedlung geplant hat, entwarf die Wohnhäuser rund um die Schulz-Knaudt-Straße im Stil einer englischen Gartenstadt. Allerdings verzichtete man auf einen Anstrich. „Durch die starken Emissionen damals wären die Fassaden innerhalb kürzester Zeit rabenschwarz gewesen“, erklärt Molder.

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Er selbst kann sich an die Zeit erinnern, als die Frauen in Hüttenheim die Wäsche von der Leine nahmen, wenn beim Abstich eine braune Wolke voller Dreck auf die Häuser und Gärten herunterrieselte. Auch die gewalzte Straße verursachte eine Menge Schmutz, asphaltiert wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg.

Das Hüttenwerk gab es bereits 1909. 1911 wurde es von Schulz-Knaudt zu einem Walz-, Rohr- und Bodenwerk aufgestockt. 1914 dann fusionierte man mit dem MannesmannröhrenWerk. 1929, als der Hafen, der Hochofen und das Thomaswerk dazukamen, wurde die Siedlung noch mal erweitert, nach dem Zweiten Weltkrieg richteten sich die amerikanischen Offiziere in den Direktorenvillen ein.

Wenn die Bewohner der Beamtenkolonie sich sportlich be­tätigen wollten, trafen sie sich auf dem Tennisplatz des TC-Süd, der bei Rhein-Hochwasser allerdings regelmäßig überflutet war. Die Läden für den täglichen Bedarf sind verschwunden, mittlerweile bekommt man vor Ort allenfalls eine Versicherung oder eine neuen Haarschnitt.

1989 verkaufte Mannesmann die Häuser, zu vergleichsweise moderaten Preisen von 60 000 Mark bis 80 000 Mark. Zehn Jahre später wurde die Beamtenkolonie unter Denkmalschutz gestellt, damit konnten die Besitzer den Stil nicht mehr nach Gutdünken verändern.

Duisburgs Stadtteile III

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