Huckingen.

Bei Bauarbeiten erleben nicht nur Privatleute Überraschungen, die Stadt auch. Das Hauptgebäude des Mannesmann-Gymnasiums muss jetzt nämlich auch auf Asbest und Poly-Chlorierte Biphenyle (PCB) saniert werden. Und damit könnten Zeit- und Kostenplan aus den Fugen geraten.

Denn mit den 5,6 Mio €, die die Bezirksvertretung vor der Sommerpause sogar per Dringlichkeitsentscheid freigegeben hatte, sollte eigentlich „nur“ energetisch saniert werden, also Fenster erneuert und Fassaden besser gedämmt werden.

„Raumluftmessungen“, betonte Uwe Rohde, Chef des städtischen Immobilien-Managements (IMD), gestern auf Nachfrage, „haben um das Jahr 2000 herum Asbest- und PCB-Belastungen unterhalb des zulässigen Grenzwertes von 300 Milliardstel Gramm pro Kubikmeter Luft ergeben.“ Demnach habe in dieser Hinsicht kein Sanierungsbedarf bestanden.

Bei Beginn der Bauarbeiten sei dann, so Rohde, doch festgestellt worden, dass Asbest und PCB im Gebäude verbaut worden sind. „Das sehen Sie, wenn Sie anfangen, auszubauen, wenn alles ausgeräumt ist.“ PCB diente früher zur Oberflächenbeschichtung, war in Lacken für Heizkörper und Türzargen enthalten, wurde aber auch als Weichmacher für Fensterdichtungen verwendet. Asbest habe wegen seiner schweren Entzündlichkeit dem Brandschutz gedient, etwa im Putz von Wänden oder bei der Verkleidung von Stahlstützen, aber auch in den Dichtungen der Segmente von Lüftungsschächten. Im Fall des Hauptgebäudes bereitet vor allem der Putz sorgen. Er müsse, so Rohde, ab- und neu aufgetragen werden.

Seit Beginn des Schuljahres ist ein Großteil der Schüler in Container ausgelagert. Bis zu den nächsten Sommerferien sollten die Arbeiten eigentlich abgeschlossen sein. „Durch zusätzliche Arbeitsgänge kann sich das jetzt verschieben“, sagt Rohde. Genaueres könne man aber noch nicht sagen.

Der IMD-Chef räumte ein, dass Schulleiterin Birgitt Keens noch keine genauen Informationen über den Stand der Dinge habe. „Uns liegt auch erst seit Mittwoch das Gutachten vor, in dem genau aufgeführt ist, welche Bauteile betroffen und wie hoch sie belastet sind.“ Auf dieser Grundlage würden jetzt die zusätzliche Baukosten kalkuliert. Dann könne man auch sagen, wie diese zusätzlichen Arbeiten erledigt werden und wieviel Zeit der Mehraufwand kostet. Grobe Schätzungen der Mehrkosten beliefen sich bisher auf 700 000 €.

Uwe Rohde rechnet nicht mit Finanzierungsschwierigkeiten dabei, trotz der Finanznot der Stadt. Die Schulsanierung sei Pflichtaufgabe und die Schadstoffsanierung Gefahrenabwehr. „Da kommen wir nicht raus.“ Nur könnte sich halt der Aufenthalt der Schüler in den Containern verlängern.

Info

Asbest, das sind faserförmige Silikat-Minerale, die in der Erdkruste vorkommen. Wegen ihrer Hitze- und Säurebeständigkeit und weil sie gut verarbeitet werden können, waren sie als Bau- und Isolierstoffe beliebt. Problematisch ist das Einatmen von Fasern, die durch Abrieb oder Verwitterung freigesetzt werden. Die Fasern sind lungengängig und erhöhen zusammen mit dem Rauchen das Risiko für Lungenkrebs um das Zehnfache. Um 1970 wurde Asbest in über 3000 Produkten verwendet. Seit 1993 sind Herstellung und Verwendung in Deutschland verboten. Allerdings werden asbesthaltige Güter bis heute aus China importiert.

Poly-Chlorierte Biphenyle (PCB) sind giftige und krebsauslösende chemische Chlorverbindungen, die bis in die 1980er Jahre vor allem in Transformatoren und Hydraulikanlagen sowie als Weichmacher in Lacken, Isoliermitteln, Kunststoffen und Dichtungsmassen verwendet wurden. Sie sind seit 2001 weltweit verboten, aber in Gewässern, in Luft und Boden fast überall nachweisbar.