Huckingen. .

15 Jahre lang, von etwa 1935 bis 1950, gelang es dem konzertanten Jazz, anderen Stilrichtungen der populären Musik den Rang abzulaufen. Bekannt geworden ist diese Epoche als die Swing-Ära. Und daran erinnerte am Sonntagabend das Konzert der Big Band von Roland Nikoleit im Steinhof.

„Viva Las Vegas II“, so war der Abend überschrieben - in Anlehnung an den gelungenen ersten Auftritt der Band an gleicher Stelle vor einem Jahr.

Allerdings waren mit rund 250 Zuhörern bei sommerlichen Temperaturen nicht ganz so viele Interessierte gekommen, wie erwartet, um den Auftakt von Duisburgs neuer Big Band mit „Opus One“, einem Swing-Standard von Tommy Dorsey, zu erleben. Im übrigen drehte sich an diesem Abend alles um Frank Sinatra (1915 bis 1998), den wohl populärsten Sänger-Entertainer der USA. Seine großen Erfolge wie „The Lady Is A Tramp“, „New York, New York“, „Night And Day“, „Mack The Knife“ und - als Zugabe - „I’ve Got You under My Skin“ zogen sich wie ein roter Faden durch das Konzert.

Exzellente Band

In Szene gesetzt wurden sie gekonnt von Roland Nikoleit selbst. Aber das wäre ohne die Begleitung einer exzellenten Band nicht möglich gewesen. Ob im Zusammenspiel, als warmer Klangkörper im Hintergrund, im dominanten schnellen Wechselspiel von Blech- und Holzbläsern mit den typischen Trompeten-Spitzen, im maschinenmäßigen Dauer-Swing der Rhythmusgruppe oder bei Solo-Einlagen von Markus Krieger (Vibraphon), Alexander Nikoleit (Piano), Florian Beckmann (Trompete), Jörn Wegmann (Posaune), Thomas Käseberg (Altsaxophon) oder Oliver Hirschegger (Tenorsaxophon), um nur einige zu nennen.

Jazz-Dozenten

Den Kern der 15-köpfigen Band bilden übrigens Jazz-Dozenten der Niederrheinischen Musik- und Kunstschule.

Bei der Dominanz von Sänger Nikoleit konnte freilich in Vergessenheit geraten, dass die Sänger in der Swing-Ära nur eine Nebenrolle spielten. Frank Sinatras legendäre Gala-Abende in Las Vegas fanden lange danach, in den 50er und 60er Jahren statt, als es die Sänger endgültig geschafft hatten, die jeweiligen Orchester in den Hintergrund zu drängen.

Und so waren reine Instrumental-Titel, die die Güte der Big Band noch mehr hätten zum Ausdruck bringen können, eher die Ausnahme, etwa bei der Hommage an Glenn Miller, den populärsten Orchester-Chef der Ära und zugleich prominentestes Opfer der USA im Zweiten Weltkrieg. Nikoleit fiel nach der „Moonlight Serenade“, der Erkennungsmelodie der Miller-Band im Radio, zu Recht vor seiner Band auf die Knie. Denn was sich da beim Saxophon-Satz, angeführt von der Klarinette von Sebastian Pottmeier, so spielerisch leicht anhörte, war das Ergebnis jahrzehntelanger Perfektionierung am eigenen Instrument.

Wer genauer hinschaute und hörte, konnte auch an Feinheiten wie gedämpften Trompeten bei Sinatras „I Get A Kick Out of You“, seine Freude haben, konnte erfahren, wie sich der Klang des Saxophon-Satzes verändert, wenn ein Altsaxophon durch das höher klingende Sopransax ersetzt wird, oder wenn, wie bei Sinatras „My Way“, Querflöte und Sopransax die beiden Altsaxophone ganz ersetzen. Die Zuhörer quittierten es mit viel Applaus.

So kann man nur hoffen, dass es trotz nur mittelmäßiger Resonanz bei diesem Gastspiel der Band im Steinhof nicht bleibt. Das Repertoire ist riesengroß. Wie wäre es einmal mit einem Abend mit deutschen Swing-Titeln oder mit Operetten-Melodien im Big-Band-Sound?