Süd.

Jeden Morgen kämpft Robert Kalus gegen die Uhr. Immer geht es um zwei oder drei Minuten, wenn er mit der Stadtbahn-Linie U 79 unterwegs ist. Schafft er die Anschlüsse oder schafft er sie nicht?

Kalus arbeitet in Duissern. Im Idealfall fährt er sozusagen von Haustür zu Firmentür in rund 45 Minuten. Aber dieser Idealfall steht nur auf im Fahrplan. Wenn er auf Nummer sicher gehen will, muss er mit der doppelten Zeit rechnen.

Und so sähe der Idealfall aus: Um 5.51 Uhr bestieg er in den letzten Monaten den Bus der Linie 946 an der Haltestelle Heidberg, fuhr damit bis zur Stadtbahn-Station Kesselsberg in Huckingen. Ankunft dort war laut Fahrplan um 5.53 Uhr. Die nächste U 79 von dort fuhr schon um 5.54 Uhr. Kalus: „Das war kaum zu schaffen.“ Die nächste Bahn ging nach altem Fahrplan um 6.04 Uhr. Zehn Minuten Wartezeit.

Um in Duissern problemlos in den nächsten Bus der Linie 944 umsteigen zu können, hätte Kalus aber die erste der beiden Bahnen nehmen müssen. Denn die, sagt er, wäre um 6.20 Uhr in Duissern gewesen, die nächste eben erst um 6.30 Uhr. Denn der Bus fuhr dort um 6.32 Uhr ab. Kalus dazu: „Das war auch wieder kaum zu schaffen.“

Der Bus verkehrt aber nur alle 30 Minuten. Bis 7.02 Uhr wollte Robert Kalus aber nicht warten. Entweder lief er die zwei Kilometer bis zur Straße „In der Ruhrau“ oder er fuhr um 6.40 Uhr mit dem Bus der Linie 937 bis Schnabelhuck. „Von da aus sind es aber auch noch 500 Meter Fußweg“, sagt er. Von der Haltestelle „Ruhr­au“ der „944“ wären es nur 30 Meter.

Erst im Juni, klagt Kalus, hat die Duisburger Verkehrs-Gesellschaft (DVG) die Abfahrt der U 79 um zwei Minuten nach hinten verschoben, um bei ansonsten gleichem Fahrplan weniger Verspätungen einzufahren. „Dadurch hat sich meine Umsteigezeit in Duissern von vier auf zwei Minuten reduziert“, so der Ungelsheimer.

Ursprünglich hatte Kalus in Duissern das Problem, dass die Busse früher abfuhren und er sie in der Regel gar nicht bekam. Zwischenzeitlich hatte die DVG die Bus-Abfahrtszeiten um eine Minute gestreckt. „Dieser Vorteil war dahin“, sagt er.

Denn hinzu komme, berichtet er, dass U 79 und Stadtbahn-Linie 903 ab Platanenhof in Hochfeld in einer Minute Abstand bis zum Hauptbahnhof verkehren. „Die 903“, sagt er, „ist stärker besetzt als die U 79“. Bei leichter Verspätung müsse die U 79 hinter der schwerfälligeren 903 mit ihren vielen Ein- und Aussteigern her schleichen. „Dann hat man drei Minuten Verspätung in Duissern und der Umstieg dort ist nicht mehr zu schaffen“, so Kalus.

Das Problem wäre zu lösen, wenn wiederum die Abfahrt der 944er um zwei Minuten gestreckt würde.

Als einziges Mittel, sich gegen die für ihn nachteilige Fahrplanung der Duisburger Verkehrs-Gesellschaft (DVG) zu wehren, sieht Robert Kalus, bei längeren Verspätungen konsequent den Fahrpreis zurück zu verlangen.

Das hat er allein in Juli und August zwölf oder 13 Mal beantragt. Das klappte auch. Ab und zu antwortete das Kundencenter der DVG auch auf seine schriftlich vorgebrachten Beschwerden. „Leider können bei Än­derun­gen des Fahrplans nicht immer alle Anschlüsse optimiert werden“, schrieb man ihm. Änderungen seien stets für einige Kunden mit Vorteilen, für andere mit Nachteilen verbunden. Da die U 79 im Zehn-Minuten-Takt verkehre, schrieb man dann zu seinem Problem in Duissern, „ist es zuzumuten, eine Bahn früher zu nutzen.“ Schön und gut, denkt sich Robert Kalus. Aber angesichts eines 30-Minuten-Taktes beim Zubringer 946 müsste er dann schon um 5.21 Uhr am Heidberg in den Bus einsteigen, damit er um 5.54 Uhr die Bahn nach Duissern bekommt. Und das bei zwei Minuten Fahrzeit bis Kesselsberg.

Zur Kritik an der zeitlichen Nähe von 903 und U 79 ab Hochfeld schrieb man ihm, die U 79 bedürfe ständig der Abstimmung mit der Rheinbahn in Düsseldorf. Die Fahrplanlage der 903 sei wegen der Wendevorgänge in Walsum und Wanheimerort sowie wegen anderer Anschlüsse auch wenig variabel. Dadurch würden sich die zeitgleichen Ankünfte am Platanenhof ergeben.

Und der Bus der Linie 944 müsse am Werthacker eine kurze Pause einlegen. Längere Standzeiten seien aufgrund der Straßen- und Haltestellensituation nicht möglich. Außerdem gebe es am Wert­hacker bei jeder Änderung Beschwerden von dortigen Anwohnern.

Für Robert Kalus bleibt als einziger Trost, dass die Anschlüsse dann abgewartet werden, wenn er sich mit dem entsprechenden Wunsch vorn beim Fahrer meldet. Nur: „Ich komme mir wie ein Bettler vor“, sagt er.