Bissingheim/Wedau.
Die Reaktivierung der so genannten Ratinger Weststrecke für den Personenverkehr zwischen Duisburg und Düsseldorf wird auch nach einem Zusatzgutachten von der Verwaltung des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) abgelehnt.
Die Politischen Gremien des VRR entscheiden in der nächsten Woche. Das Projekt ist Bestandteil des Nahverkehrsplans. Allerdings waren dafür höchstens Kosten von 25 Mio € vorgesehen. Unter diesen Voraussetzungen galt Personenverkehr dort als volkswirtschaftlich sinnvoll.
Vor der letzten Landtagswahl im Mai 2010 hatten sich vor allem CDU-Vertreter entlang der Strecke dafür stark gemacht. Von SPD-Seite aus war Skepsis zu hören. Die DB Netz AG war vom VRR beauftragt worden, die Machbarkeit zu begutachten. Sie hielt das Projekt aus drei Gründen für nicht sinnvoll: Die Züge könnten nicht durch den Staufenplatztunnel in Düsseldorf-Grafenberg geführt werden. Dort sei Begegnungsverkehr von Reise- und Güterzügen aus Sicherheitsgründen ausgeschlossen, der Bau einer zweiten Röhre für ein drittes Gleis aber zu teuer. Auch eine Führung der Züge auf die Linie der „S 6“ und über Düsseldorf-Derendorf nach Düsseldorf Hbf sei betrieblich schwierig, da die dortige S-Bahnstrecke voll ausgelastet sei.
Die Ratinger Weststrecke ist eine stark befahrene Güterzugstrecke und von daher für die DB Netz AG höchst profitabel. Um auszuschließen, dass dieser Aspekt auf das Gutachten Einfluss gehabt haben könnte, wurde ein Zürcher Ingenieurbüro gebeten, die Machbarkeitsstudie zu überprüfen. Es kommt zu keinen anderen Ergebnissen. Bei der Vergabe von Trassen auf der Güterzugstrecke hätten Bestellungen von Nahverkehrsleistungen wegen des international vorrangigen Güterverkehrs keine Chance. Es gebe dort schon heute Kapazitätsengpässe im Güterverkehr.
Ohne zweite Tunnelröhre dürfe der Staufenplatztunnel nicht befahren werden. Die Kosten dafür aber würden die Projektkosten auf mehr als 140 Mio € ansteigen lassen. Das wäre volkswirtschaftlich nicht mehr sinnvoll.
Bei einer Führung über die Trasse der von Kettwig kommenden „S 6“ wäre immer noch zwischen Ratingen und Bissingheim der Bau eines dritten Gleises erforderlich, um Kapazität für die Züge zu schaffen, ebenso zwischen Derendorf und Düsseldorf Hbf. Auch die Kosten dafür lägen mit 50 Mio € doppelt so hoch wie ursprünglich angenommen. Dabei würde der geplante Haltepunkt Düsseldorf-Schlüterstraße südlich des Staufenplatztunnels gar nicht angefahren. Von ihm aber versprach man sich besonders viele Reisende.