Großenbaum. .

Gerade mal zehn Kinder klettern auf dem „Tower“, der neuen Wasserburg im örtlichen Freibad, herum. Jürgen Dorloff hatte das Spielzeug im letzten Jahr spontan angeschafft, da dem beliebten „Eisberg“ die Luft ausging.

„Die Kinder sollen Spaß haben. Das ist unsere Philosophie“, sagt er, doch die Reparatur des zweiten Kletterberges scheint beinahe unnötig gewesen zu sein.

Der Erste Vorsitzende des Bad-Trägervereins zählt nur 20 Hochbetriebstage seit Mai. In Besucherzahlen errechnen sich daraus ungefähr 5000 Personen für 2011. Im letzten Sommer kamen über 20.000 Leute zum Schwimmen und Planschen vorbei.

„Wir haben auf jeden Fall ein Minusgeschäft gemacht. Um die Kosten zu decken, müssen wir an unsere Rücklagen gehen. Ich sage, es muss im Mai losgehen. Da kommen alle aus dem Winterschlaf. In den Ferien sind viele Familien im Urlaub. Wenn die wiederkommen, sind sie schon braun gebrannt - da ist das Ziel erreicht und niemanden interessiert mehr der heimische See“, sinniert Dorloff.

Das Herbstwetter macht seinem Geschäft zu schaffen und an den seltenen Sonnentagen traut sich kaum jemand in die Natur, aus Angst, es könne gleich wieder Regen geben.

Während des Gesprächs kaufen vereinzelt Großeltern Eintrittskarten für ihre Enkel. Verwundert hinterfragen sie die leere Wiese.

„Mit den Mitgliedern ist es auch nicht so doll. Wir haben circa 130 Stammgäste, die uns bei diesem Wetter trotzdem aufsuchen. Wenn man dabei weiß, dass wir 200 Mitgliedschaften haben, dazu zählen auch ganze Familien, ist das eine kleine Zahl“.

Seit 34 Jahren leitet der ehemalige Wachleiter der Rettungsschwimmer das Naturfreibad. Seine Frau und er übernehmen unter der Woche ehrenamtlich die Kassenbesetzung. Am Wochenende und an Feiertagen leisten Freunde aus dem Verein diesen Dienst.

„Dadurch sparen wir viele Personalkosten. Die Müllabfuhr ist sehr teuer und die Toilettenreinigung müssen wir bezahlen, die andere Ausgabe ist die Wache. Allerdings arbeiten die alle nur, wenn Betrieb ist - und dann sind auch Einnahmen drin.“

Jürgen Dorloff hofft auf einen heiteren Sommer 2012. Ein weiteres Jahr vom Ersparten zu leben, wäre schlecht für das Personal und für den Verein.

„Was uns fehlt, sind die Ein-Euro-Leute. Die Maßnahme der Arbeitsagentur wurde von der Regierung eingestellt. Das ist schade, denn die meisten Jobber waren froh über eine Beschäftigung und über die 200 Euro im Monat. Das ist viel Geld.“

Einige junge Stammgäste haben erst im Frühjahr die Ausbildung zum Rettungsschwimmer gemacht. Als Wachposten arbeiten konnten sie jedoch nur selten. Gianna Kreis (16) erzählt: „Den Schein hätte ich auch nächstes Jahr machen können. Ich habe mir kaum Taschengeld dazuverdient, weil es die ganze Zeit nur geregnet hat. Und die seltenen schönen Tage kann man dann nicht einmal selbst genießen, weil man kurzfristig zur Wache kommen muss“.