Huckingen. .

Als Thomas Vaut mit einem Koffer voller Zahnbürsten in Bali einreisen wollte, verlangte man - zunächst - am Flughafen eine happige Luxussteuer von ihm. Zahnbürsten sind im Norden Balis nicht gebräuchlich. Ein Grund, weshalb der Huckinger Zahnarzt dort nun Pionierarbeit leistet.

„Es gibt Leute, die sind 60 Jahre alt und haben noch nie im Leben eine Zahnbürste benutzt“, erzählt Vaut. Zähne putzen ist im Norden Balis nicht üblich - im Gegensatz zum touristisch entwickelten Süden der Insel. Vaut: „Das funktioniert nach dem Motto: Gott gibt und Gott nimmt. Eigeninitiative des Menschen, so etwas wie Pflege, ist nicht vorgesehen“. In dementsprechend miserablem Zustand sind die Zähne der meisten Einheimischen. Hier will der Zahnarzt ansetzen.

Zwei Wochen hat er den Kindern in Bandalem, einem Dorf in der Nähe von Singaraja, den Sinn von Zahnpflegeerklärt. Hat ihnen gezeigt, wie man richtig Zähne putzt und über gesunde Ernährung gesprochen. „Das Problem ist, dass vom amerikanischen Markt Süßigkeiten herüber schwappen. Und die Kinder sind ganz verrückt danach, je süßer und klebriger, umso besser“. Alte Menschen auf Bali, die sich traditionell vom Obst und Gemüse der Insel ernähren, können durchaus auch mit 70 noch kraftvoll zubeißen. Vorausgesetzt, in ihren Mundhöhlen hat sich nicht der Streptococcus mutans-Keim, der Haupterreger von Karies, angesiedelt.

Vaut entdeckte das balinesische Fischerdorf im letzten Jahr während eines Urlaubs in Bali Mandala, einem kleinen Resort, das von Schauspieler Rainer Grenkowitz (RTL-Serie „Medicopter 117“, „Tatort“ etc.) und seiner Frau, einer Physiotherapeutin, geführt wird. Auf Initiative der beiden ist neben dem Resort eine kleine Dorfschule gebaut worden, dort hat Vaut die Kinder über Zahnhygiene aufgeklärt.

Nun hofft der Mediziner, innerhalb der nächsten zwei Jahre in der Schule eine kleine Zahnarztpraxis zu installieren, wo er in Zusammenarbeit mit Kollegen die Einheimischen kostenlos behandeln will. Dazu muss zunächst ein zweiter Raum angebaut und Strom gelegt werden. „Vom Bau her ist das sicher kein Problem. Auf Bali ist es im Winter 24 Grad und im Sommer 28 Grad warm, da reicht eine leichte Bauweise“.

Er will einen Zahnarztstuhl und die entsprechenden Ins­trumente organisieren. „Entweder einen ausrangierten Stuhl oder vielleicht stellt ein Hersteller ein Vorführmodell zu Verfügung“, hofft er auf Unterstützung der Industrie.

Es ist nicht der erste Urlaub, in dem sich Vaut ehrenamtlich engagiert. Zweimal war er bereits für „Zahnärzte ohne Gren­zen“ in Nepal im Einsatz. „Das ist zwar anstrengender, als im Liegestuhl abzuhängen, aber auch befriedigender. Man kann dabei seelisch aufladen“, sagt der Mann, der im Dorf von allen nur als „Doktor Gigi“ angesprochen wurde. Gigi heißt auf balinesisch Zahn.

Übrigens zu guter letzt gaben sich die Zollbeamten mit einer Gebühr von 80 Euro für die Zahnbürsten zufrieden, die Vaut an die Kinder verschenken wollte.