Huckingen. .
Ein Jahr Erziehungsurlaub ist vorbei. Seit ein paar Tagen arbeitet die Altenpflegerin wieder im Malteserstift St. Hedwig. Ihr Dienst beginnt um 6.30 Uhr. Zuvor hat sie ihre kleine Tochter Lena zu den „Malteser Strolchen“ gebracht. Die neue Betreuungseinrichtung für Kinder von Malteser-Mitarbeitern öffnet nämlich bereits um 6 Uhr.
Die flexiblen Betreuungszeiten von 6 Uhr in der Frühe bis 20 Uhr am Abend sind das Pfund, mit dem die „Strolche“ wuchern können. Die herkömmlichen Öffnungszeiten der städtischen und kirchlichen Kindergärten von 8 Uhr bis maximal 17 Uhr reichen nicht aus, wenn man im Krankenhaus oder einer Senioreneinrichtung im Schichtdienst eingesetzt ist.
„Gute Fachkräfte sind rar. Und wer seine Mitarbeiter halten will, sollte etwas für sie tun“, nennt Malteser-Pressesprecherin Annette Debusmann den Hauptgrund für die Initiative der Malteser-Stiftung. Sie hat nicht nur den Neubau, einen orangen, 240 Quadratmeter großen Bungalow, auf der großen Wiese neben dem Krankenhaus finanziert. Die Stiftung bezuschusst die Einrichtung außerdem jährlich mit 250 000 Euro.
Gestern kullerten noch ein paar Tränen. Es ist Lenas dritter Morgen ohne Mama und Papa. Auf dem Arm von Melanie Schlüter lässt sich die Kleine beruhigen. Die Diplom-Pädagogin nimmt sich Zeit, auf das Mädchen einzugehen. Zumal es noch ruhig ist in der Tageseinrichtung. Die „Malteser Strolche“ haben erst am 1. August geöffnet, im Moment sind nur fünf der insgesamt 18 Plätze besetzt. Neun weitere Kinder sind angemeldet und die 70 von insgesamt über 900 Mitarbeitern, die sich zur Zeit in Elternzeit befinden, wurden angeschrieben.
Alles ist noch ganz neu, die Betreuer dekorieren die im Ikea-Stil eingerichteten Räume, kleben Fensterbildchen und packen mit den Kindern die neuen Spielsachen aus. Melanie Schlüter, die zusammen mit Ines Morosin 2009 die Kinderbetreuung „Die Spielmäuse“ im „Fuchsbau“ an der Düsseldorfer Landstraße aufbaute, hat die pädagogische Leitung übernommen. Es werden Kinder im Alter von fünf Monaten bis zu sechs Jahren in zwei Gruppen betreut. In den ersten Jahren werden die Ein- bis Dreijährigen klar das Sagen haben. „Ein Kind, das bereits seit einem, zwei Jahren eine Kita am Wohnort besucht, wird man eher in der gewohnten Umgebung lassen“, so Melanie Schlüter.
Es ist gerade 11 Uhr vorbei, als Joachim Pertz, Pflegedienstleiter in Malteserstift St. Stephanus in Meerbusch und zur Zeit im Urlaub, Klein-Lena abholt. Anders als im „normalen“ Kindergarten können die Sprösslinge die Großtagespflege zu ganz individuellen Zeiten verlassen, müssen auch nicht täglich kommen. „Gerade am Anfang arbeiten viele Eltern in Teilzeit“, so Annette Debusmann. Deshalb wurde das so genannte Platz-Sharing eingeführt. Ein Kind kommt z. B. montags und mittwochs, das zweite zu den übrigen Zeiten.
Neben dem üblichen Kindergartenbeitrag zahlen die Eltern einen Euro pro Stunde extra. „Das ist in Ordnung. Dafür haben wir kleine Gruppen und flexible Betreuungszeiten“, so Pertz. Und wenn er oder seine Lebensgefährtin mal nicht pünktlich Feierabend machen können, ist Lena trotzdem in guten Händen.