Buchholz. .

„Wir sind alte Neudorfer Kinder“, sagen Margarete (85) und Gerhard (88) Mell­wig von der Innsbrucker Allee, die heute Eiserne Hochzeit feiern. Vor genau 65 Jahren schlossen sie den Bund fürs Leben.

Schon als Kinder kannten sich die Tochter eines Vorarbeiters von der Koloniestraße und der Sohn eines Polizeibeamten von der Lotharstraße. Während des Zweiten Weltkriegs verloren sie sich dann aus den Augen. Sie absolvierte nach der Volksschule zunächst ein Haushaltungsjahr bei einer Familie in Neudorf, begann dann eine kaufmännische Lehre in Wanheimerort. Für den Reichsarbeitsdienst musste sie die aber nach einem Jahr abbrechen, wurde nach Pommern geschickt. Ein halbes Jahr lang arbeitete sie als Telefonvermittlerin in Berlin. Im Oktober 1944 war sie wieder zu Hause, erlebte das Kriegsende in Duisburg.

Er besuchte bis 1938 die Mittelschule in Stadtmitte und absolvierte anschließend eine Lehre als Dreher bei der Demag in Hochfeld. „Danach, 1941, wurde ich sofort zur Wehrmacht eingezogen, auch nach Pommern“, erzählt er. An der Ostfront wurde Mellwig siebenmal verwundert, einmal sogar verschüttet. Das dramatischste Ereignis seines Lebens aber trat ein, als er 1944 kurzzeitig in russische Kriegsgefangenschaft geriet. Mit zwei Kameraden, von denen einer am Ende versehentlich noch von den eigenen Leuten getroffen wurde, gelang ihm die Flucht - nicht ohne eine tödliche Schießerei.

Fronteinsatz musste Mellwig danach nicht mehr leisten. Anfang 1945 kam er als Angehöriger der Reserve am Niederrhein in britische Gefangenschaft. Und da Bergleute als erste daraus entlassen wurden, meldete er sich als solcher, konnte aber nach der Verschüttung gar nicht unter Tage arbeiten. Der Vater vermittelte ihn in den Polizeidienst.

Im Café Stewig an der Königstraße, damals Tanzlokal, begegneten sich die beiden wieder. Es funkte und am 9. August 1946 wurde im Rathaus geheiratet.

Das Leben der Mellwigs blieb bewegt. Bis zur Frühpensionierung 1974 stieg er bis zum Polizeihauptmeister auf, war zuletzt Bezirksbeamter in Ungelsheim. Sie blieb Hausfrau, denn ab 1947 wurden drei Kinder geboren. Nach Mietwohnungen an der Holteistraße und an der Kolonie­straße in Neudorf bezog die Familie 1965 ein Eigenheim in Anrath bei Willich. Nach seiner frühen Pensionierung erfüllte sich Mellwig dann den Wunsch, einmal im Schwarzwald zu leben, konnte aber die Höhenlage nicht vertragen. Es ging zurück nach Neudorf. Seit 1987 sind die Eheleute in Buchholz zu Hause.

Zehn Jahre lang verbrachten sie das ganze Winterhalbjahr im spanischen Andalusien, reisten auch sonst viel, zuletzt 2009 nach St. Petersburg. Seitdem lassen sie es ruhiger angehen.