Huckingen.
Geschichte fasziniert viele Menschen, besonders dann, wenn sie anschaulich gemacht wird. Das ist jetzt im Fall des Steinhofs gelungen. Denn Experten haben die Ergebnisse der bisherigen Forschungen um den Steinturm mittels digitaler Technik in farbenfrohe Bilder umgesetzt - ein Blick ins Mittelalter.
Und so freute sich Steinhof-Geschäftsführer Arno Eich jetzt, als ihm Stadtarchäologe Dr. Volker Herrmann die aufwändigen Computer-Simulationen zur Verfügung stellte, damit sie im Steinhof gezeigt werden können. Drei Außenansichten für das Mittelalter und zwei passende Innenansichten sind so entstanden. Fördermittel für die Archäologie haben es möglich gemacht. Für Dr. Herrmann stellen sie den Abschluss seiner fünfjährigen Forschungen am Steinhof dar. Er geht als Archäologe in die Schweiz.
Der steinerne Wohnturm aus der Zeit um 1170 ist das älteste weltliche Wohngebäude, das in Duisburg noch erhalten ist. In die fünfjährige Amtszeit Dr. Herrmanns fällt die wissenschaftlich abgesicherte Erkenntnis, dass der Steinturm um 1170 errichtet wurde und nicht erst im 14. Jahrhundert, wie bis dahin vorherrschend angenommen wurde. Dr. Herrmann und Burgenforscher Dr. Mathias Hensch haben das Gebäude im Detail untersucht. Es wurde genau vermessen, die einzelnen Bauphasen ermittelt und Baumaterialien im Labor auf ihr Alter hin untersucht.
Sozusagen als Zugabe der Forscher entstanden die bildlichen Darstellungen, die zeigen, wie es am heutigen Duisburger Ortsausgang vor etwa 800 Jahren ausgesehen hat. Denn die drei Außenansichten decken das Mittelalter ab. Die Reihe mit Darstellungen endet im 14. Jahrhundert. Den Steinhof in der Neuzeit darzustellen, dafür müsste Dr. Herrmanns Nachfolger sorgen.
„Der Turm ist der letzte stumme Zeuge aus glanzvollen Tagen der mittelalterlichen Herrschaftsgeschichte im Raum Duisburg“, sagt er. Duisburg war zu dieser Zeit nicht irgendeine Stadt, sondern mit seinen 3000 Einwohnern eine der größeren im fränkischen Reich. Duisburg war Königspfalz. Die fränkischen Könige kannten keine feste Residenz. Um ihr riesiges Reich, das sich von der Nordsee bis nach Mittelitalien erstreckte, unter Kontrolle zu halten, zogen sie ständig mit ihrem Hofstaat umher. Rund 40 Königspfalzen und -höfe dienten ihnen dabei als wechselnde Aufenthaltsorte. Einer davon war Duisburg. Hier sind zwischen 900 und 1400 insgesamt 70 Königsaufenthalte überliefert. Genau auf der Mitte zwischen Duisburg und Kaiserswerth, das Duisburg später den Rang als Königspfalz streitig machte, entstand um 1170 der Steinturm. Er entstand in kurzer Entfernung von der bedeutenden Wegeverbindung zwischen beiden Königsorten.
Schon dass der Turm aus Stein gebaut wurde, belegt, dass es sich um ein adeliges Gut gehandelt haben muss. Denn Steine waren teuer und mussten bis aus der Eifel herantransportiert werden.
Im Auftrag des Königs oder des Erzbischofs von Köln muss der Turm errichtet worden sein. Vermutlich diente er auf der Hälfte der Tagesdistanz zwischen Duisburg und Kaiserswerth als Rast- und Zollstelle. Im frühen 13. Jahrhundert und nochmals im Laufe des 14. Jahrhunderts wurde die Hofanlage zu einem repräsentativen Gut mit herrschaftlichem Turmbau umgestaltet. Diese Baugeschichte zeichnen die Außen- und Innenansichten detailgetreu nach, so wie sie sich nach den vorgefundenen Spuren für die Forscher ergeben hat.