VHS-Seminar in Buchholz verband fernöstliche Kampfkunst mit modernem Mentaltraining
Mit einem Schwert assoziiert man höchst wahrscheinlich etwas Kämpferisches. Denkt an eine Waffe, mit der man sich überlegen fühlen kann. Doch ein Schwert kann auch helfen, das eigene Leben zu reflektieren und die Verbindung zwischen Körper und Seele aufzeigen. In einem VHS-Seminar zu fernöstlicher Schwertkampfkunst verbunden mit modernem Mentaltraining hatten sieben Teilnehmer am Wochenende Gelegenheit, ihre innereMitte zu finden. VHS-Mitarbeiter Rainer Wolf und Diplom-Psychologin Silvia Blume führten im Zentrum für Aus- und Fortbildung in Buchholz durch den Selbstfindungsprozess.
Im Mittelpunkt des Seminars standen vier Themenschwerpunkte: Zunächst muss die Wahrnehmung geschärft werden, sodass die Sinne im Hier und Jetzt präsent sind. Außerdem findet die Zentrierung statt, damit man seine Mitte findet. Diese ermöglicht eine konkrete Zielbestimmung, um dann alle seine Ressourcen einzusetzen. Wenn mansich dieser bewusst ist, besteht die Möglichkeit, klar und achtsam zu handeln. Vergangenheit und Zukunft müssen ausgeblendet, die vorhandene Energie in der Gegenwart gebündelt eingesetzt werden. Um die Teilnehmer zu diesem Ziel zu führen, bedurfte es zahlreicher Übungen. So war es zu Beginn ihre Aufgabe, sich mit dem Raum zu beschäftigen.
Als sie sich erstmals mit den anderen Personen auseinandersetzen sollten, standen Hemmungen im Raum. Sich zehn Sekunden tief in die Augen zu schauen und „Ich sehe dich” sagen, war eine Herausforderungen und führte zu ersten Erkenntnissen. „Mir ist aufgefallen, dass ich Menschen im Alltag nicht wirklich so intensiv in die Augen gucke”, so Matthias Wilczewski. Um den Prozessen der Zentrierung und Wahrnehmungsschärfung näher zu kommen, folgten Einheiten mit einem asiatischen Holzschwert, dem Bokken. Die eine Hälfte der Teilnehmer führte vor sich ausgestreckt das Schwert durch den Raum. Die andere Hälfte schritt „unbewaffnet” herum. Wie fühlt es sich an? Inwiefern spielen Macht und Ohnmacht eine Rolle? Hat man mit Schwert Verantwortung gegenüber den anderen?
Anhand des Schwertes in der Hand und den gestellten Fragen sollte jeder für sich herausfinden, in welcher Stellung er sich bestärkt und sicher fühlt. Stärke und Durchsetzungsvermögen benötigten die Anwesenden, um in Partnerübungen ihrem Gegenüber nur mit den Augen zu verdeutlichen, wann die eigene Grenze erreicht ist. „Manchmal zeigt der Körper eine Abwehrhaltung, aber das Gesicht ist freundlich”, erklärt Seminarleiter Rainer Wolf. Das führe zu Missverständnissen. Deshalb müsse man Körper und Seele in Einklang bringen. Anhand von Meditations und Bewegungsübungen fanden die Anwesenden ihre innereMitte, Stärke und Sicherheit.
„Es ist sehr kraftspendend”, meint Petra Lemke. Sie möchte die erlernten Übungen auch im Alltag aufnehmen. Gabi Otto erhoffte sich zu Beginn des Seminars „neue Sinngebung”, fühlt sich jedoch auch darin bestätigt, dass sie auf sich selbst vertrauen soll: „Das, was mit mir stattfindet, hat dann auch seine Richtigkeit”, sagt sie. Auch Jörg Papendick hat die neue Erfahrung gefallen. Mit genauso viel Energie, Konzentration, Kraft soll es bei ihm weitergehen.
Das Seminar hat die Teilnehmer nicht nur für die Zukunft bestärkt: „Ich habe viel über mich selbst und meine Vergangenheit gelernt”, erklärt Matthias Wilczewski. Mit neuem Selbstbewusstsein starten die Teilnehmer nun entspannt einen neuen Lebensabschnitt.